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Babys behalten auch Details im Schlaf

Archivmeldung vom 09.04.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Baby: Erinnerungen abgespeichert.
Baby: Erinnerungen abgespeichert.

Bild: pixabay.com, PublicDomainPictures

Das Gehirn von Babys festigt im Schlaf auch die Details einzelner Erlebnisse und schützt sie vor einer Verallgemeinerung. Laut Forschern des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften liefert ihre aktuelle Studie den ersten Nachweis, dass der Schlaf bei Kleinkindern auch für das sogenannte episodische Gedächtnis von Bedeutung ist. Das Phänomen der frühkindlichen Amnesie könnte damit in ein neues Licht gerückt werden, so die Experten. Details wurden in "Nature Communications" publiziert.

Schlaf grenzt Wissen ab

"Die Ergebnisse zeigen, dass der Schlaf dem frühkindlichen Gehirn nicht nur ermöglicht, individuelle Erlebnisse zu verallgemeinern. Das Schlafen hilft auch, individuelle Erlebnisse im Detail zu bewahren und von bestehendem allgemeinen Wissen abzugrenzen", erklärt Erstautorin Manuela Friedrich. Sie vermutet weiter: "Dadurch, dass eine wiedererkannte Objekt-Wort-Episode nicht als Benennung von allgemeinem Wissen verstanden wird, können ihre Details vor einer Vermischung mit bestehendem Gedächtnis geschützt werden."

Das Studien-Design: In der Lernphase bekamen die 14 bis 17 Monate alten Kinder Bilder von Objekten zu sehen, deren Namen sie bereits kannten, etwa Autos, Bälle oder Hunde. Zu jeder Abbildung hörten sie die jeweils passende Benennung. Die folgenden ein bis zwei Stunden verbrachte eine Gruppe der Kinder schlafend, eine zweite blieb wach. In der anschließenden Testphase zeigten die Forscher den Kleinen erneut verschiedene Bilder, sowohl solche, die sie schon in der Lernphase gesehen hatten, als auch neue Autos, Bälle und Hunde. Jedes Objekt wurde einmal richtig und einmal falsch benannt. Über die gesamte Untersuchung hinweg zeichneten die Forscher die Gehirnaktivität der Babys via EEG auf.

Unterschiedliche EEG-Aktivität

Die Analyse der EEG-Aktivität machte deutlich: Das Gehirn der Kinder, die geschlafen hatten, reagierte im Gedächtnistest anders als das der wach gebliebenen - jedoch nur in bestimmten Fällen. Präsentierten die Wissenschaftler den Kleinen einen Ball, den sie vorher noch nicht gesehen hatten, und bezeichneten ihn als Auto, unterschieden sich die Hirnreaktionen nicht. Bei beiden Gruppen erschien die sogenannte N400-Komponente, die auftritt, wenn das Gehirn unpassende Bedeutungen verarbeitet. Die Kinder wissen demnach gleichermaßen, dass ein Ball kein Auto ist.

Anders jedoch, wenn die Kleinen einen Ball aus der Lernphase zu sehen bekamen und der als Auto bezeichnet wurde. Die Wachgruppe zeigte erneut die N400-Komponente, die Schlafgruppe dagegen nicht. Bei den ausgeschlafenen Kindern beobachteten die Forscher dafür eine Hirnreaktion, die ausgelöst wurde, wenn ein Ball aus der Lernphase wieder korrekt als solcher benannt wurde. Die Reaktion trat jedoch nicht auf, wenn ein neuer Ball als "Ball" bezeichnet wurde. Die Forscher schlussfolgerten: Nach dem Schlaf hatten die Kleinen die vorher erlebten Objekt-Wort-Paare nicht mehr als Benennung einer Bedeutung verstanden. Vielmehr erkannten sie die Zuordnungen als individuelle Episoden wieder. Bild und Wort waren demnach zu einem einheitlichen Ereignis im Gedächtnis verschmolzen.

Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann

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