Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Wissenschaft Die Angst vor Freitag, dem Dreizehnten

Die Angst vor Freitag, dem Dreizehnten

Archivmeldung vom 13.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Heute blüht wieder der Aberglaube, erleben Pleiten, Pech und Pannen eine Hochzeit. Das glauben erstaunlich viele - vor allem jene, die an Paraskavedekatriaphobie leiden, der krankhaften Angst vor Freitag, dem Dreizehnten.

Gehören Sie auch zu den Menschen, die heute am liebsten im Bett bleiben würden? Oder zu denen, die sich zwar aus dem Bett trauen, aber nur mit einem bestimmten Bein zuerst? Die sich davor fürchten, dass ihnen eine harmlose schwarze Katze von links über den Weg läuft? Die gestern noch völlig normal waren und heute echte Panikzustände bekommen, weil sie auf dem Kalender die Kombination aus 13 und Freitag entdecken?

Freitag, der 13., ist für viele Menschen gleichbedeutend mit Pech und Unglück. Rund ein Viertel aller Deutschen glaubt laut Umfragen, dass dieser Tag ein Unglückstag ist. Bei manchen sitzt die Angst so tief, dass Psychologen von einer Phobie sprechen. Von der Paraskavedekatriaphobie. Mit dem Zungenbrecher bezeichnen Fachleute die krankhafte Angst vor Freitag, dem Dreizehnten.

Für die Betroffenen hat das oft schlimme Konsequenzen: «Manche trauen sich nicht einmal aus dem Haus», wird der Greifswalder Psychologieprofessor Alfons Hamm in einem Interview mit der netzeitung zitiert. Oft seien nicht mal schlechte Erfahrungen an einem Freitag, dem 13., für die Zwangserkrankung verantwortlich. Die Patienten steigern sich vielmehr in eine Art magisches Denken, im Volksmund auch Aberglauben genannt, und befürchten eine Konsequenz, wenn sie etwas Bestimmtes nicht tun.

Behandlungsedürftig wird die Erkrankung, wenn die Angst quälend wird und die Patienten nicht mehr im Alltag zurechtkommen. Mit einer Verhaltenstherapie versuchen Psychologen ihnen dann die Furcht zu nehmen.

Dabei gibt es keinen statistischen Grund für diese Angst. So gibt es erwiesenermaßen an dem vermeintlichen Unglückstag nicht mehr Unfälle als an anderen Tagen. Fest steht nur, dass die Furcht vor der Kombination aus Freitag und 13 nach dem Zweiten Weltkrieg aus Amerika importiert wurde. Davor wurden der Wochentag und die Zahl unabhängig voneinander als Pech oder Glück bringend betrachtet.

Die Zahl 13 überschreitet in der Mathematik das geschlossene Zwölfersystem. Sie ist als Primzahl nur durch eins und sich selbst teilbar. Mit der Zahl 13 werden zudem negative Vorstellungen assoziiert, denn sie folgt auf die 12, und diese steht für Ordnung: Es gibt zwölf Monate, zwölf Stunden pro Tag und Nacht und zwölf Tierkreiszeichen.

Die 13 steht demzufolge für Unordnung - und Unglück. So zum Beispiel in der Bibel: Beim letzten Abendmahl war dei 13. Person der Verräter Judas. Christus wurde an einem Freitag gekreuzigt. Und lange hieß die 13 im deutschen Volksmund das «Dutzend des Teufels». Nicht überall ist die Zahl aber ein Symbol für Unglück. In der jüdischen Tradition ist die 13 eine Glückszahl und ein Symbol Gottes, weil sie über der 12 steht. Bei den Japanern gilt die 13 ebenfalls als Glückszahl.

Der schlechte Ruf des Freitags hat ebenfalls einen religiösen Hintergrund: Nach christlicher Überlieferung wurde Jesus an einem Freitag gekreuzigt. Auch Adam und Eva sollen an einem Freitag aus dem Paradies vertrieben worden sein. 

Die Umstellung des Kalenders von «Mondjahren» auf «Sonnenjahre» gilt als weiterer Grund für die Unbeliebtheit der 13. In der Steinzeit wurde die Zeit nach Mondphasen unterteilt. Eine Mondphase von 28 Tagen entsprach dem weiblichen Menstruationszyklus. Ein Mondjahr hatte 13 Monate (13 x 28 Tage = 364 Tage). Spätere Kulturen orientierten sich in ihrer Zeitrechnung an der Sonne. Ein Sonnenjahr dauert exakt 365,2422 Tage. Damit sich die Zahl der Monate gleichmäßig auf die Jahreszeiten aufteilen ließ, musste sie durch vier teilbar sein. Die 12 Sonnenmonate lösten die bisherigen 13 Mondmonate ab.

Der Übergang von der 13 zur 12 bezeichnet aber nicht nur eine neue Zeitrechnung, sondern auch den Wandel des Matriarchats zum Patriarchat. Männliche Götter verdrängten die alte matriarchale Weltordnung mit ihren weiblichen Göttinnen. In diesem neuen Weltbild wurde der Freitag suspekt. Denn Freitag war der Tag der altnordischen Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Freya; ihre heilige Zahl war die 13.

Eine andere Quelle sieht einen französischen Herrscher, der im 14. Jahrhundert regierte, als Ursprung des Aberglaubens. König Philipp IV. ließ am Freitag, dem 13. Oktober 1307, im Morgengrauen die führenden Mitglieder des reichen Templerordens in ganz Frankreich zeitgleich verhaften und ihr Vermögen beschlagnahmen. Die Angehörigen des Ritterordens wurden der Ketzerei angeklagt und viele von ihnen anschließend auf dem Scheiterhaufen öffentlich verbrannt.

Erwiesen ist dagegen, dass der 13. eines Monats tatsächlich öfter auf einen Freitag fällt als auf jeden anderen Wochentag. Schuld daran ist der Gregorianische Kalender, der sich alle 400 Jahre wiederholt. In dieser Zeitspanne ist der 13. genau 688 Mal ein Freitag, aber nur 684 Mal ein Samstag.

Tröstlich für alle Paraskavedekatriaphobier: Sie sind nicht allein. Nach Schätzung des Psychologen Hamm leiden etwa zwei Prozent der Bevölkerung an schweren Zwangserkrankungen. Der Professor hat eine Liste mit mehr als 180 Phobien. Darin aufgelistet ist die Bibliophobie, die Angst vor Büchern, oder die Optophobie, die Angst, die Augen zu öffnen. Angesichts der derzeitigen Kälte bleiben sicher viele Pagophobier zu Hause; sie leiden an der Angst vor Frost. 

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte luxus in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige