Kulturschätze digital erleben
Archivmeldung vom 04.06.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtOb Gemälde, Skulpturen oder Bücher: Museen, Galerien, Archive, Bibliotheken und Universitäten erfassen ihre Kulturgüter zunehmend auch digital und machen sie im Internet zugänglich. Doch wie lässt sich das Potenzial der digitalen Datenschätze voll ausschöpfen? Wie kann man sie sowohl für wissenschaftliche Fragestellungen als auch populärwissenschaftlich nutzen?
Genau um diese Fragen geht es beim ersten deutschen Kultur-Hackathon „Coding da Vinci“. Ein Hackathon – der Begriff setzt sich aus Hacking und Marathon zusammen – ist eine Art Programmierwettbewerb, zu dem sich Softwareentwickler, Grafikdesigner und Mediengestalter treffen, um intensiv an gemeinsamen Softwareprojekten zu arbeiten. Das Ziel von „Coding da Vinci“ ist es, speziell aus digitalen Kulturdaten nützliche und kreative Anwendungen zu entwickeln, wie etwa Apps für das Smartphone, Spiele und andere digitale Dienste. Über 100 Softwareexperten beteiligen sich an dem Kultur-Hackathon, für den knapp 20 Kultureinrichtungen ihre Datensätze zur Verfügung gestellt haben – darunter auch das Ernst-Haeckel-Haus der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Das Ernst-Haeckel-Haus ist nicht nur Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik, sondern beherbergt auch ein Museum und Archiv sowie mehrere Sammlungen. „Mit dem Hackathon möchten wir das Ernst-Haeckel-Haus einem breiten Publikum präsentieren und neue Zielgruppen gewinnen“, sagt Dr. Andreas Christoph. „Der Austausch mit den Spiele- und Softwareentwicklern ermöglicht es uns zudem, aus unserem wissenschaftlichen Tunnelblick herauszutreten und unseren eigenen Bestand mit einem völlig anderen Blick zu betrachten“, verdeutlicht der Mitarbeiter am Ernst-Haeckel-Haus.
Für den Kultur-Hackathon hat Andreas Christoph in Kooperation mit dem Museumsverbund digiCULT die Lehrsammlung „Experimentelle Wissenschaftsgeschichte“ zur Verfügung gestellt. Die Sammlung umfasst 30 historische Mikroskope, Vermessungsinstrumente, Waagen und andere wissenschaftliche Geräte. Erst im Wintersemester 2013/14 hatten Studierende in Zusammenarbeit mit dem Museumsverband Thüringen alle Objekte der Sammlung fotografiert und umfassend dokumentiert. Nun sind die Daten auch online zugänglich, u. a. in der Deutschen Digitalen Bibliothek – einer der Veranstalter des Kultur-Hackathons. „Die Sammlung kommt bisher vor allem in der Lehre zum Einsatz“, sagt Andreas Christoph. „Die Studierenden können damit besser verstehen, welche Techniken für das wissenschaftliche Arbeiten vor 100 oder 200 Jahren verfügbar waren.“
Doch die Sammlung hat durchaus noch mehr Potenzial, ist sich Andreas Christoph sicher. Im Rahmen des Kultur-Hackathons will der Wissenschaftshistoriker gemeinsam mit der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek und einer Jenaer Firma eine Internetseite entwickeln, die die Objekte der Sammlung einmal ganz anders visualisiert: „Wir wollen die Objekte mit Ereignissen und Personen verbinden und beispielsweise eine virtuelle Chronologie über die Geschichte des Mikroskops erstellen,“ erklärt Dr. Christoph. „Das ist nicht nur eine moderne Art der Wissensvermittlung, sondern auch ein neues Forschungsinstrument mit zusätzlichen Möglichkeiten, nach Wissen zu suchen.“
Der Kultur-Hackathon ist ein Gemeinschaftsprojekt der Deutschen Digitalen Bibliothek, der Servicestelle Digitalisierung Berlin, der Open Knowledge Foundation Deutschland und Wikimedia Deutschland. Neben dem Ernst-Haeckel-Haus sind unter anderem auch die Berlinische Galerie, der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin sowie das Landesarchiv Baden-Württemberg beteiligt. Ende April sind die Teilnehmer erstmals zusammengekommen und haben ihre Ideen besprochen. Am 5. und 6. Juli präsentieren die Teams ihre Ergebnisse und die besten Projekte werden von einer Jury prämiert. Sämtliche Ergebnisse von „Coding da Vinci“ werden unter einer offenen Lizenz veröffentlicht, so dass sie für eine weitere Nutzung frei zugänglich sind.
Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena (idw)