Über die DNA soll die Herkunft alter Schriften gelöst werden
Archivmeldung vom 13.01.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakDas Problem bei alten Schriften ist, dass oft nicht festgestellt werden kann, an welchem Ort sie verfasst wurden, weil sei teilweise zu beschädigt sind und dadurch eventuelle hinweisende Textstellen fehlen.
Mittelalterliche Handschriften sind oft nur noch unvollständig erhalten. Und auch in vollständigen Handschriften fanden es die Verfasser nicht immer nötig, ihre Namen und den Ort zu vermerken, an dem sie den Text erstellt haben. Jetzt kam ein amerikanischer Forscher auf die Idee, die Herkunft der Handschriften genetisch zu bestimmen: Da Pergamente ja aus Tierhäuten hergestellt wurden, könnte durch die noch enthaltenen DNA-Stränge zurückverfolgt werden, von woher die Tiere stammten, die ihre Haut für Pergament lassen mussten.
"Manuskripte zu datieren und zu lokalisieren hat uns ständig Probleme bereitet", erklärt Timothy Stinson von der North Carolina State University, "denn man musste sich weitgehend auf den Handschriftenstil und den Dialekt des Schreibers stützen, der die Handschrift erstellt hat. Das hat sich aus vielen Gründen als nicht besonders verlässlich erwiesen." Ein typisches mittelalterliches Buch besteht aus Pergamenten, die aus Häuten von rund 100 Tieren gemacht wurden. Die DNA aus diesen Pergamenten könnte nun zum Beispiel genutzt werden, um festzustellen, ob die Tiere aus ein und derselben Region stammten, wenn ja, aus welcher, und ob sie eventuell miteinander verwandt waren. Sobald eine Grundlage mit DNA-Daten geschaffen worden sein wird, kann der Forscher für Manuskripte unbekannten Ursprungs bestimmen, welche Beziehung zu jenen Tieren besteht, die bereits in der DNA-Datenbank erfasst wurden. Stinson hofft, dass dieser DNA-Vergleich ermöglichen wird, genetische Ähnlichkeiten zu finden, die dann darauf hindeuten, wann und wo ein Buch geschrieben wurde.
In einem größeren Maßstab sei vorstellbar, so wird Stinson auf der Jahrestagung der Bibliographical Society of America am 23. Januar darlegen, dass durch diese Forschung auch die Routen des mittelalterlichen Pergamenthandels zurückverfolgt werden könnten.