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Forscher bestätigen unerwartete Wirkung von Düften auf Zellebene

Archivmeldung vom 09.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ein Duftstoff der Gardenie beruhigt auf natürliche Weise. Bild: Wikimedia Commons/Bernard Loisen
Ein Duftstoff der Gardenie beruhigt auf natürliche Weise. Bild: Wikimedia Commons/Bernard Loisen

Ein in bestimmten Pflanzenblüten enthaltener Duft hat gleich starke beruhigende und angstlösende Wirkung wie viele der häufigsten Psychopharmaka. Das haben Forscher der Universitäten Bochum und Düsseldorf nun erforscht, patentiert und im "Journal of Biological Chemistry" publiziert. Ihre Entdeckung ist ein Wissenschaftsnachweis für Grundlagen der Aromatherapie - und könnte bald zu neuen Therapieformen mit weniger Nebenwirkungen führen.

Es handelt sich dabei um den Duftstoff Veracetal und dessen chemisches Pendant. Er stammt aus der Gardenie (Gardenia Jasminoides), einer ostasiatischen Strauchpflanze mit jasmin-ähnlichem Duft. "Wir zeigten, dass einzelne Moleküle dieses Blütendufts gleich wirken wie viele Beruhigungsmittel. Diese Natursubstanzen werden Tabletten nicht ersetzen. Doch ist es realistisch, dass in Zukunft Menschen, die etwa wegen Schlafstörungen unnötig Valium oder andere Benzodiazepine einnehmen, auf solche Stoffe wechseln können", erklärt Studienleiter Hanns Hatt im pressetext-Interview.

Gleicher Wirkungsgrad

Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine, Barbiturate und Narkosemittel wie Propofol entfalten ihre Wirkung an Haftstellen von Rezeptoren im Gehirn. In geringer Dosierung verstärken sie den Effekt des Botenstoffs GABA, der diese Rezeptoren hemmt, um das drei- bis fünffache. Die Forscher testeten nun bei 100 verschiedenen Duftstoffen, ob diese dieselbe Reaktion auslösen. Bei den zwei genannten Düften war dies der Fall. Bei ihnen war die Wirkung auf die Rezeptoren sogar fünf- bis zehnmal höher wie zuvor.

Geruch nicht wesentlich

"Diese Wirkung bestätigte sich in Mäuse-Verhaltenstests sowie auch auf Molekülebene für die Nervenzellen, die für den Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig sind", berichtet der Bochumer Zellphysiologe. Dabei war nicht das Geruchsempfinden über die Nase, sondern die Aufnahme im Gehirn über Atmung und Blutkreislauf entscheidend. Testeten die Forscher transgene Mäuse, die nicht auf Propofol reagieren, war auch die Wirkung der Duftstoffe auf die Rezeptoren blockiert. Das beweist ebenfalls den Wirkmechanismus. Als nächstes will man Tests an Menschen durchführen.

Nachweise für Düfte bisher rar

Interessant ist die Forschung auch, da sie eine Grundlage der Aromatherapie wissenschaftlich beweist. Zuvor ist das bisher nur beim Aromastoff Linalool gelungen . "Die Aromatherapie sagt schon lange, dass Jasmin-ähnliche Dufteindrücke schlaffördernd sind. Wir konnten das nun bestätigen", so Hatt. Um weitere Details der Aromatherapie zu bestätigen, sei die klare Distanzierung von Esoterik und Exotik nötig, betont der Experte.

Quelle: pressetext.deutschland Johannes Pernsteiner

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