Wolga-Grund: Paläontologisches Museum unter Wasser
Archivmeldung vom 15.07.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Wasser der Wolga kann einen riesigen Mammut-Friedhof verbergen. Taucher entdeckten Knochen dieser Tiere auf dem Flussboden. In der letzten Zeit mehren sich die Meldungen über derartige Funde, berichtet Anna Chrustalewa bei Radio "Stimme Russlands". Die Wissenschaftler heben hervor, dass die Knochen ausgezeichnet erhalten und von einem enormen Interesse für die Wissenschaft seien.
Weiter heißt es in dem Bericht: "Die Knochen dieser prähistorischen Tiere lagen mehr als 100.000 Jahre unter Wasser. Sie sind massiv und wiegen Dutzende Kilogramm. Die Taucher waren zufällig auf sie gestoßen. In dem trüben Wasser begriffen die Taucher nicht gleich, was für Objekte auf dem Grund liegen. Sie sind näher herangeschwommen und haben das nicht bereut, erzählt der Taucher Andrej Tatarow:
„Der erste Gedanke war, dass es einfach ein Holzklotz ist. Dann fielen mir die klaren Formen auf, und beim näheren Hinsehen erblickte ich die Jahresringe am Querschnitt. Da kam mir der Gedanke, dass das ein Stoßzahn sein kann.“
Die Skelettfragmente – ein Stoßzahn und ein Ellenbogenknochen – befanden sich in 15 Meter Tiefe. Nachdem man sie ans Ufer gebracht hatte, machten sich die Paläontologen sofort daran, sie zu untersuchen. Sie stellten fest, dass sie einem erwachsenen Mammut und einem Jungtier gehört haben. Zu dieser Schlussfolgerung gelangten die Wissenschaftler aus dem Wolgograder Museum für evolutionäre Ökologie und Archäologie, die diese Funde als Erste untersuchen konnten. Die Experten sagen, diese Tiere seien vermutlich ertrunken, als sie den Fluss durch eine Furt zu überqueren versuchten. Außerdem vermuten die Paläontologen, dass dieser Fund bei weitem nicht der letzte sei. Sie meinen, auf dem Grund der Wolga könne sich ein ganzer Mammut-Friedhof befinden.
Es ist so, dass im ganzen Gebiet Wolgograd von Zeit zu Zeit in den verschiedensten Gegenden Stoßzähne gefunden werden. So zum Beispiel entdeckten Rettungstaucher bei einem Trainingstauchen im Januar auf dem Grund des Flusses unweit vom Wolgograder Stadtzentrum einen Mammutknochen und holten ihn ans Ufer.
Und doch ist der jüngste Fund ein besonderer. Die Wissenschaftler aus Wolgograd meinen, er habe einem Elefanten gehört, der kein dichtes Fell besessen habe. In diesem Fall würde es sich um ein noch älteres Tier handeln, um einen Vorfahren der Mammute – den Elephas trogontherii, bemerkte der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Paläontologischen Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften Jewgeni Maschtschenko:
„Der Elephas trogontherii war nicht so stark mit Fell bedeckt wie das Mammut, aber es hat ihn nie jemand gesehen. Es wurde auch nie sein gefrorener Leichnam entdeckt, wie es beim Mammut der Fall war. Wir können vermuten, dass das Klima sehr viel milder gewesen war, und dass das bereits ein Elefant war, der sich an das Leben im kalten Klima angepasst hatte.“
In der nächsten Zeit hoffen die Wissenschaftler, eine umfangreiche Expedition zu starten. Und wer weiß, vielleicht verbirgt die Wolga tatsächlich ein reiches paläontologisches Museum unter ihrem Wasser."
Quelle: Text Anna Chrustalewa - „Stimme Russlands"