Schaltkreis aus Plastik
Archivmeldung vom 22.01.2009
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Freigeschaltet durch Oliver RandakAus einem billigen und stabilen Kunststoff haben amerikanische und deutsche Forscher einen besonders gut funktionierenden Plastiktransistor gebaut. Die Beweglichkeit der Elektronen in dem Bauteil ist deutlich höher als in anderen Kunststoffmaterialien, haben die Materialforscher um Antonio Facchetti vom Unternehmen Polyera in Skokie und seine Kollegen von der BASF in Ludwigshafen herausgefunden. Der neue Kunststoff auf Basis des Erdölprodukts Naphthalen lässt sich mit einem Tintenstrahldrucker auf einen Untergrund auftragen. Damit ließen sich biegbare Plastikschaltkreise herstellen, schreiben die Forscher.
In Computerchips und anderen Schaltkreisen regeln
Transistoren den Stromfluss. Dafür benötigen die Materialen jedoch eine
bestimmte Eigenschaft: Sie müssen halbleitend sein. Zu diesen
Halbleitern zählt zum Beispiel Silizium. Der starre Festkörper Silizium
muss allerdings mit komplexen Maschinen im Reinraum bearbeitet werden.
Um billige und biegbare Plastikchips und -elektronikbauteile
herzustellen, suchen die Forscher daher nach Kunststoffen mit besonders
guten elektrischen Eigenschaften. Facchetti und seine Kollegen haben
nun modifizierte, mit vielen weiteren Molekülgruppen versehene
Naphthalenketten hergestellt, die elektronischen Eigenschaften
untersucht und einen ersten Plastiktransistor als Demonstrationsobjekt
hergestellt.
Die Forscher brachten die Kunststoffmoleküle in Lösung und druckten mit
dieser "Tinte" einen Transistor auf eine mit elektrischen Goldkontakten
vorbereitete Oberfläche. Bei der Elektronenbeweglichkeit als Maß für
die Leistungsfähigkeit des Polymerhalbleiters stellten sie Rekordwerte
fest. Dieser Wert liegt zwar noch tausendfach unterhalb der Werte von
Silizium, doch soll die Plastikelektronik nicht mit Hardwarekomponenten
im PC wetteifern. Die Plastikchips könnten vielmehr als billige und
biegbare Wegwerfware – beispielsweise in Etiketten – verwendet werden.