Forschungsausgaben: Gefälle zwischen Bundesländern verstärkt sich
Archivmeldung vom 19.03.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Gefälle zwischen forschungsstarken und forschungsschwachen Bundesländern hat sich in den letzten zehn Jahren verschärft. Die Forschungskapazitäten in Deutschland verteilen sich nach einer Untersuchung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft regional immer ungleicher.
Besonders in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen wird intensiv geforscht. Dort steigerte die Wirtschaft ihre beachtlichen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zwischen 1997 und 2007 noch einmal erheblich auf 3,57 % des Bruttoinlandsprodukts (Baden-Württemberg) bzw. 2,21 % (Bayern) und 2,14 % (Hessen). In Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und den drei Stadtstaaten sank dagegen die Quote. Das geht aus der neuesten Veröffentlichung der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband hervor ("facts", März 2010).
Forschungsintensive Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, insbesondere hochwertige Gebrauchstechnologien wie Kraftfahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie und Maschinenbau, sind überwiegend in Süddeutschland beheimatet, weshalb dort auch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungskapazitäten aufgebaut wurden. Andere West-Bundesländer haben demgegenüber ein deutlich geringes Forschungs-Volumen. Zudem sind sie stark auf einzelne Branchen ausgerichtet, wie Niedersachsen auf den Kraftfahrzeugbau oder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf die Chemie. In Ostdeutschland gibt es aufgrund der schwächeren Wirtschaftsstruktur nur geringe Aussichten auf eine baldige Annäherung, etwa im Bereich elektronischer Spitzentechnik in Sachsen und Thüringen.
Die forschungsschwachen Länder haben der Dominanz des Südens wenig entgegenzusetzen. Eine Art Matthäus-Effekt ("Denn wer da hat, dem wird gegeben werden" Mt 25,29) treibe die Konzentration der Forschungsinfrastruktur an, erläutert Studienautor Bernd Kreuels: "Forschende Großunternehmen benötigen eine entsprechende Infrastruktur und ein hinreichend großes und qualifiziertes Personalreservoir, das sie vor allem in Ballungsräumen finden. Da sich diese beiden Faktoren auf absehbare Zeit vermutlich kaum gravierend zugunsten der bislang forschungsschwächeren Regionen verbessern dürften, muss man eine Verstetigung und teilweise sogar eine Verschärfung des strukturellen Gefälles zwischen den regionalen Forschungslandschaften erwarten."
Quelle: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft