Fossilien im Röntgenblick: Neue Einblicke in die Lebensweise von Ammoniten
Archivmeldung vom 09.04.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtMit modernen bildgebenden Verfahren haben Paläontologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) Fossilien ausgestorbener Meerestiere untersucht. Quantitative Analysen liefern neue Hinweise, dass Ammoniten – ähnlich wie der heute noch lebende Nautilus – mithilfe ihres Gehäuses schwimmen konnten. Für die Studie entwickelten die Forscher gemeinsam mit Industriepartnern ein Auswertverfahren für hochaufgelöste computertomografische Bilder. Das Wissenschaftsmagazin „RUBIN“ berichtet.
Methode mithilfe des heute noch lebenden Nautilus etabliert
Ammoniten besaßen einen Weichkörper, der in einem spiralig aufgewundenen Gehäuse mit mehreren Kammern steckte. Eine Theorie besagt, dass die Tiere am Meeresboden lebten. Eine andere behauptet, dass sie schwimmen konnten, indem sie das Wasser aus ihrem Gehäuse pumpten, so dass die gasgefüllten Kammern ihnen Auftrieb verliehen. RUB-Forscher Dr. René Hoffmann untersuchte mit seinem Team, wie viel Auftrieb ein Ammonitengehäuse erzeugen konnte. Zunächst entwickelten die Bochumer Paläontologen anhand von Nautilusgehäusen eine zuverlässige Auswertprozedur für die computertomografischen (CT) Bilder. Mit ihrer Methode können sie nun die Volumina der untersuchten Schalen exakt bestimmen und daraus deren Gewicht ermitteln. Auch die Volumina der gasgefüllten Kammern lassen sich auf diese Weise berechnen. Aus den Angaben ergibt sich der Auftrieb, den das Gehäuse erzeugt hat. Um zu beantworten, ob die Tiere schwimmen konnten, müssen die Forscher wissen, ob der Auftrieb das Gewicht des Weichkörpers und der Schale wettmachen konnte. Letzteres schätzen sie nach dem Vorbild Nautilus.
Spezielle Fossilien für die Methode benötigt
Für die CT-Analyse benötigte René Hoffmann hohle fossile Ammoniten. Um diese zu finden, reiste er unter anderem nach Russland und Japan. Gemeinsam mit Doktorand Robert Lemanis analysierte er einen 0,98 Millimeter großen Ammoniten-Schlüpfling. Das Ergebnis: Drei bis fünf gasgefüllte Gehäusekammern hätten gereicht, um Ammoniten direkt nach dem Schlüpfen ein Leben im freien Wasser zu ermöglichen. Das untersuchte Gehäuse besaß elf Kammern. Es ist allerdings nicht zu sagen, wie viele davon bereits zum Zeitpunkt des Schlüpfens existierten – je größer die Tiere wurden, desto mehr Kammern legten sie an. Die RUB-Analysen ergaben allerdings auch, dass der Schlüpfling selbst mit nur einer gasgefüllten Kammer nicht zu einem Leben am Boden verdammt gewesen wäre; mit aktiven Schwimmbewegungen hätte er sich im Wasser frei bewegen und ein Absinken verhindern können.
Quelle: Ruhr-Universität Bochum (idw)