Kevlar-Tarnfolie trickst Wärmebildkamera aus
Archivmeldung vom 01.03.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittChinesische und britische Forscher haben eine neue Spezialfolie entwickelt, die Wärmequellen für Infrarotkameras unsichtbar macht, berichtet die American Chemical Society. Basismaterial ist Kevlar, eine Kunstfaser des US-Multis DuPont, die wärmeresistent und sehr belastbar ist. Kevlar verlängert nicht nur die Lebensdauer von Kleidungsstücken. Die Faser ist auch ein exzellenter Wärmeisolator. In reiner Form erfüllt er die Anforderungen, Wärmequellen zu verbergen, jedoch nicht.
Wie Umgebungstemperatur
Die Forscher haben die Kevlar-Fasern mit Polyethylenglykol (PEG) angereichert, einem chemisch inerten, wasserlöslichen und nicht-toxischen Kunststoff. PEG speichert Wärme, wenn es schmilzt und gibt diese ab, wenn es sich verfestigt. Bei simuliertem Sonnenlicht nahm die präparierte Kevlar-Faser Wärme auf. Dabei stieg die Temperatur nur allmählich. Ähnlich reagierte die Umwelt, sodass alles die gleiche Temperatur hatte.
Die Wärmebildkamera registrierte überall das gleiche Signal. Was sich hinter der Folie versteckte, blieb für sie unsichtbar. Wäre es ein Panzer gewesen, hätte er eine weitaus höhere Temperatur erreicht, was jeder nachprüfen kann, der ein Auto berührt, das in der Sonne gestanden hat. Der Panzer hinter der Folie wäre dagegen "unsichtbar". Wenn die simulierte Sonnenstrahlung endete, also Nacht simuliert wurde, kühlte sich die Folie ebenso langsam ab wie die Umgebung. Die Infrarotkamera war erneut mit Blindheit geschlagen.
Für militärische Anwendungen
Die Folie ist auch in der Lage, heiße Objekte zu verbergen, etwa die Auspuffanlagen von U-Booten oder Panzern, sodass Aufklärer scheitern. Die Forscher sagen, ihre Folie sei genauso wirksam wie andere Maßnahmen, aber leichter anzuwenden und kostengünstiger herzustellen. Seit Jahrzehnten suchen Experten nach Wegen, Wärmequellen eine Tarnkappe zu verpassen, meist mit geringem Erfolg.
Einige versuchten genau das, was jetzt dem internationalen Forscher-Team gelungen ist: Die Temperaturunterschiede zwischen dem Objekt, das verborgen werden soll, und der Umgebung zu verwischen. Doch alle bisherigen Lösungen haben Schwachstellen. Entweder lassen sie sich schwer herstellen, brauchen eine Energieversorgung, benötigen steife Materialien oder bestehen aus dicken und schweren Schilden, die Wärmestaus verursachen können. Die Folie auf Kevlar-Basis ist die erste wirklich anwendbare und sicher funktionierende Lösung.
Quelle: www.pressetext.com/Wolfgang Kempkens