Kilometergroßes Stahlnetz soll Müllproblem im All lösen
Archivmeldung vom 04.02.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFischernetze könnten eines Tages das Problem der Schrottteile lösen, die im Weltall herumfliegen und ständig Satelliten und Raummissionen bedrohen. Das glaubt zumindest die japanische Raumfahrtsagentur JAXA. Gemeinsam mit der Fischernetz-Firma Nitto Seimo will sie ein gigantisches Netz in das Weltall bringen, das wie eine Müllabfuhr die als "Space Debris" bezeichneten Abfallteile abfischt.
Das Netz aus speziellen Ein-Millimeter-Metallfäden soll mehrere Kilometer groß sein und mit einem Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen werden. Von dort losgelöst, umrundet es die Erde und sammelt dabei auf seinem Weg Müll ein. Da es dabei elektrisch geladen wird, nähert es sich aufgrund magnetischer Felder allmählich der Erde. Dann, so der Plan, verglüht es beim Eintritt in die Atmosphäre mitsamt seinem Inhalt.
Nach unzähligen Schäden an Raumschiffen und Satelliten wird das
Problem der rund einer halben Mio. umherfliegenden Schrottteile im
Weltraum immer deutlicher. Kollisionen könnten unkontrollierbare
Kettenreaktionen auslösen und sogar Kommunikationsnetzwerke der Erde
zerstören, warnt ein US-Bericht. Bisherige Lösungsvorschläge wurden
wieder fallen gelassen - darunter auch der Plan Russlands, den Müll
durch hunderte wesentlich kleinere Netze in die Atmosphäre oder gar in
den Südpazifik umzuleiten.
Auffangen von 28.000 km/h-Geschossen
"Vorerst gilt es die Umsetzung abzuwarten. Es gibt bisher unzählige Ideen des Einfischens der Space Debris, die wieder in der Schublade verschwanden", so Andreas Schütz, Sprecher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR http://www.dlr.de, im pressetext-Interview. Eine wesentliche Hürde sei jedoch die hohe Geschwindigkeit der Schrottteile von bis zu 28.000 Stundenkilometer, weshalb auch Auffangnetze erdumkreisende Bewegungen machen müssten.
Die immensen Kosten des Aufräumens werden aus Sicht des
DLR-Sprechers die Staaten übernehmen müssen, die den Weltraummüll
verursacht haben. "Seit Mitte der 90er-Jahre werden ausgediente Teile
aus dem Erdorbit entweder zurückgeführt oder in solche Bahnen gebracht,
dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Die meisten im Weltall
befindlichen Teile stammen aus der Zeit davor", so Schütz.
Weltall ist noch rechtsfreier Raum
Dennoch fehlt es bisher noch weitgehend an verbindlichen Gesetzen für den Weltraumschrott, was sowohl seine Entsorgung als auch die Haftung bei Kollisionen betrifft. Rechtswissenschaftler haben unlängst erst einen diesbezüglichen Prinzipienkatalog im Völkerrecht gefordert. Da dabei die jeweiligen Verursacher zur Kasse gebeten werden sollen, stockt die Diskussion jedoch.
Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner