Professorin warnt vor verringertem Geschichtsunterricht - "Fataler Fehler" - Keine Besserung trotz G9
Archivmeldung vom 13.09.2018
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Freigeschaltet durch André OttDie Vorsitzende des Deutschen Historikerverbandes (VHD) hat vor einer mangelnden Wertschätzung des deutschen Bildungsstandards gewarnt. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Eva Schlotheuber, dass jeder Lesen und Schreiben lernen könne, sei aus historischer Perspektive nicht als normal zu betrachten und müsse "keinesfalls selbstverständlich auf so hohem Niveau wie gewohnt Bestand haben". Die Zahl der Analphabeten in Deutschland sei viel höher, als man glaube.
Selbst unter Studenten zeigten sich zunehmende Mängel. "Im Unialltag erleben wir, dass die Fähigkeit, komplexere Texte aufzunehmen, nicht mehr vorausgesetzt werden kann", sagte Schlotheuber, die als Professorin Geschichte in Düsseldorf lehrt. Unter solchen Bildungsmängeln leide eine zentrale Zugangsvoraussetzung zu Wissen und Weiterentwicklung.
Schlotheuber plädierte ferner dafür, dem Fach Geschichte in den Schulen mehr Raum zu geben. Trotz des Trends zur verlängerten Schulzeit (G9) könne sie "nicht erkennen, dass der Geschichtsunterricht wieder gestärkt wird". Aus Sicht ihres Verbandes sei dies ein "fataler Fehler". Politisch geprägter Unterricht könne das Defizit nicht ersetzen. "Gerade in Zeiten der weltweiten Vernetzung ist es notwendig, nicht nur die eigenen Wurzeln verorten zu können, sondern auch die der anderen", sagte Schlotheuber. Für eine fundierte Schulbildung sei der Geschichtsunterricht daher nicht nur in den Gymnasien als eigenständiges Unterrichtsfach zu erhalten. "In der Oberstufe sollte Geschichte durchgehend unterrichtet werden, unabhängig davon, welchen Schwerpunkt die Schule, die Schülerin oder der Schüler verfolgt", forderte Schlotheuber.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)