Weltweit größtes Schwarmexperiment mit Menschen geglückt
Archivmeldung vom 12.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKnapp 300 Personen haben am Sonntag (11.03.2007) am weltweit größten Schwarmexperiment mit Menschen in Köln teilgenommen. Für die WDR-Sendung Quarks & Co. nahmen der deutsche Biologe Jens Krause von der Universität Leeds und sein Doktorand John Dyer das menschliche Schwarmverhalten unter die Lupe.
Das Experiment glückte: Beobachtungen, die sie zuvor mit
Fischschwärmen gemacht hatten, zeigten sich auch bei den
Schwarmexperimenten mit Männern und Frauen im Alter von 18 bis 70
Jahren. Die Ergebnisse werden in der Quarks & Co-Sendung am 10. April
2007, 21.00 - 21.45 Uhr, im WDR Fernsehen zu sehen sein.
In einem der neun Testläufe hatten 20 Personen die Aufgabe, sich
in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Das Besondere: Keiner der 20
wusste, dass sie alle das gleiche Ziel hatten. Sie konnten sich auch
nicht untereinander auf eine Richtung einigen, da verbale und
nonverbale Kommunikation untersagt war. Die anderen 180 Personen
hatten nur die Aufgabe, in Bewegung bleiben. "Ein Ergebnis war, dass
es bei 200 Menschen diese 20 Individuen schafften, den ganzen Schwarm
innerhalb von einer Minute an das Ziel zu bringen. Dabei wusste von
den anderen 180 niemand, dass es überhaupt ein Ziel gibt", sagte
Quarks & Co-Autorin Ismeni Walter.
Die Schwarmforscher Krause und Dyer sind seit Jahren den Gesetzen
des Schwarms auf der Spur und richten ihre Forschungen an folgenden
Fragen aus: Was hält den Schwarm zusammen? Wie schafft er es, schnell
Entscheidungen zu treffen, ohne dass eine Führungsinstanz Anweisungen
gibt? Und wie kommt der Schwarm ans Ziel, selbst wenn die meisten
Individuen nicht wissen, wo es lang geht? Am Computer haben die
Forscher berechnet, dass es theoretisch genügen müsste, wenn jeder im
Schwarm ein paar simple Regeln befolgt.
Zur Überprüfung ihrer Ergebnisse suchte deshalb die Quarks &
Co-Redaktion in einem Aufruf hunderte Freiwillige, die nun am Sonntag
in einer Halle der Messe Köln erfolgreich das Schwarmverhalten
simulierten. Auch Bestsellerautor Frank Schätzing ("Der Schwarm")
erschien zu dem Experiment. Quarks & Co-Moderator Ranga Yogeshwar
moderierte die mehrstündige Experimentreihe.
Und es zeigte sich: Innerhalb eines Schwarms sind alle gleich: Es
gibt keine Hierarchie, kein Leittier, dem alle folgen. Trotzdem
agiert ein Schwarm wie ein einzelnes großes Lebewesen. Noch in den
30er Jahren des letzten Jahrhunderts glaubten Wissenschaftler, dass
sich die Tiere per Gedankenübertragung verständigen. Doch das
Schwarmverhalten hat nichts mit übersinnlichen Kräften zu tun. So
verfügen z.B. die meisten Fische über ein hochempfindliches
Seitenlinienorgan, mit dem sie ihre Bewegungen blitzschnell
synchronisieren können.
Das Kölner Experiment verdeutlichte nun, dass es bei den Richtungsentscheidungen eines Schwarms darauf ankommt, dass alle in Bewegung bleiben und gleiche Abstände zueinander einhalten. Nur sehr wenige Individuen sind dann dafür notwendig, um die Richtung eines Schwarms zu bestimmen. "Vom Grundprinzip her ist ein Schwarm hochdemokratisch", erklärte Quarks & Co-Autorin Walter.
Quelle: Pressemitteilung WDR