Einsamkeit ist so schädlich wie 15 Zigaretten am Tag
Archivmeldung vom 29.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin gutes Netzwerk aus Freunden und Nachbarn erhöht die Lebenserwartung deutlich. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Brigham Young University, die Daten von fast 150 Studien zu den Themen Lebensalter und soziale Verbindungen ausgewertet haben. Sie haben berechnet, dass wenige Freunde zu haben genauso schädlich ist, wie 15 Zigaretten am Tag zu rauchen oder ein Alkoholiker zu sein. Das Team um Julianne Holt-Lundstad geht in PLoS Medicine davon aus, dass ein Mensch, der sich um andere kümmert auch besser für sich selbst sorgt.
Die Wissenschaftler warnen, dass heutzutage soziale Netzwerke weniger Beachtung finden. Die Menschen haben oft genug damit zu tun, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen und einen Weg zu finden, beides miteinander zu auf eine zufriedenstellende Art auszubalancieren. Fehlt diese soziale Unterstützung, beeinträchtigt das die Lebenserwartung weit mehr als Fettsucht oder mangelnde Bewegung.
Holt-Lundstad erläutert, dass es viele Arten gibt, wie Freunde, Kollegen und Familie gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden sein können. "Ist jemand Teil einer Gruppe und fühlt sich für andere verantwortlich, so achtet man auch besser auf sich und geht weniger Risiken ein." Für die Studie wurden Daten von mehr als 300.000 Menschen aus vier Kontinenten über einen Zeitraum von sieben Jahren ausgewertet.
Diejenigen, die über die stärksten sozialen Bindungen verfügten,
schnitten auch bei Gesundheit und Lebenserwartung am besten ab. Die
Wahrscheinlichkeit, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt noch lebten,
war eineinhalb mal höher als bei Menschen, die einsam lebten. Teil der
Studie waren Daten von Menschen aller Altersgruppen und
Familienverhältnisse. Die Ergebnisse veränderten sich auch nicht, als
der ursprüngliche Gesundheitszustand berücksichtigt wurde.
Positiver Effekt in jedem Alter
Mitautor Timothy Smith betonte gegenüber BBC, dass dieser Effekt nicht nur bei älteren Erwachsenen zu beobachten ist. Beziehungen wirken in allen Altersgruppen wie ein Schutzmantel. Auch er warnte, dass die Bequemlichkeit unserer Zeit und der technologischen Möglichkeiten zu dem Glauben verführt, dass direkte Begegnungen nicht mehr notwendig sind.
"Menschen nehmen Beziehungen als gegeben an. Wir sind wie Fische, die das Wasser nicht bemerken", sagt Smith. "Die permanente Interaktion ist nicht nur psychologisch gesehen gut für uns, sie wirkt sich auch direkt auf unsere körperliche Gesundheit aus."
Quelle: pressetext.austria Michaela Monschein