Hauptstadt des letzten Inkareiches wurde entdeckt
Archivmeldung vom 13.11.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakEine Expedition unter der Schirmherrschaft der AECID (Agencia Española de Cooperación Internacional para el Desarrollo) hat im Süden Perus die legendäre Inkastadt Vilcabamba la Grande wiederentdeckt. Zuletzt hatte sie der spanische Chronist Juan Díez de Betanzos im 16. Jahrhundert erwähnt.
Eine Expedition unter der Leitung des Journalisten und Historikers Santiago del Valle hat jetzt im Süden Perus die Reste von Vilcabamba la Grande entdeckt, der sagenumwobenen, über Jahrhunderte verschwundenen Hauptstadt des letzten Inkareiches. Die mittlerweile elfte Expedition in einer langen Reihe von Forschungsreisen zur Wiederentdeckung der legendären Inka-Stadt stand unter der Schirmherrschaft der spanischen Organisation für internationale Zusammenarbeit AECID (Agencia Española de Cooperación Internacional para el Desarrollo).
Anhand der während der Forschungsreise entdeckten Ruinen und archäologischen Funde kann nun endlich die genau Lage der Inka-Stadt präzisiert und mit der Rekonstruktion der ursprünglichen Stadtteile – Zentrum, Adelsbezirk, religiöser Bereich und Verteidigungsanlagen – begonnen werden. Die bisherigen Ergebnisse der Forschungsreise del Valles wurden der Öffentlichkeit am 4. November in Madrid im Hotel Velazquez von PromPerú und der Spanischen Geographischen Gesellschaft (Sociedad Geográfica Española), deren Mitglied Santiago del Valle ist, vorgestellt.
Mit seinem Versuch, die genaue Lage der mythischen, im 16. Jahrhundert untergegangenen Inka-Stadt zu rekonstruieren, steht del Valle in einer langen Tradition von Historikern, Forschungsreisenden und Abenteurern, die sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts auf die Suche nach Vilcabamba la Grande gemacht hatten, ohne die Stadt tatsächlich zu finden. Zwar wurde unter anderem der 1911 von Hiram Bingham entdeckte Ort Espíritu Pampa jahrzehntelang irrtümlich für Vilcabamba la Grande gehalten, doch erst del Valle gelang es mit seiner Forschungsreise, die 1966 von dem Nordamerikaner Gene Savoy aufgestellte und von vielen Wissenschaftlern angezweifelte These zu widerlegen, dass Espíritu Pampa und die gesuchte Inka-Stadt identisch seien.
Bei seiner Suche nach der legendären Stadt, die der spanische Chronist Juan Díez de Betanzos im 16. Jahrhundert als nur schwer zugänglich und quasi uneinnehmbar beschrieb, hatte sich der Historiker del Valle vor allem auf zwei zeitgenössische Werke gestützt: Díez de Betanzos lange verschollenes und erst 1987 wieder entdecktes „Suma y Narración de los Incas“ sowie eine vom Instituto Geográfico del Perú herausgegebenen Landkarte aus dem Jahr 1908, die in der Biblioteca Nacional in Spanien archiviert war und auf der die genaue Lage von Vilcabamba la Grande richtig eingezeichnet war.
„Die Ergebnisse unserer Expedition haben alle unsere Erwartungen erfüllt“, so Expeditionsleiter del Valle, „und wir können jetzt mit Gewissheit sagen, dass es sich bei den Resten der entdeckten Stadt um Vilcabamba la Grande handelt. Wir haben hier – innerhalb eines dicht bewachsenen Areals – insgesamt 35 Inka-Wohnstätten an einem Ort gefunden, den wir für das Stadtzentrum halten, und von dem wir annehmen, dass dort noch mehrere hundert Behausungen zu finden sind.“