Das Quagga-Revival
Archivmeldung vom 12.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakVor 125 Jahren, am 12. August 1883, starb im Zoo von Amsterdam das letzte Quagga. Doch bald könnte die Zebra-Unterart wieder über die Steppe galoppieren.
Als die europäischen Siedler Ende des 17. Jahrhunderts die südafrikanische Steppe erkundeten, trafen sie auf ein Tier, das wie eine Mischung aus Pferd und Zebra aussah: das Quagga (Equus quagga quagga). Die Begegnung mit dem weissen Mann war für das Herdentier mit dem nach Zebra-Art gestreiften Vorderteil und dem einfarbigen Hinterteil fatal — wie für so manche andere Kreatur. Zu tausenden wurden die Quaggas geschossen, bis schliesslich nur noch kümmerliche Bestände überlebten. Denen gab die Dürre von 1877 den Rest; nur im im Artis Magistra Zoo in Amsterdam hielt sich noch ein Exemplar. Als es am 12. August 1883 das Zeitliche segnete, galt das Quagga als ausgestorben.
Das Quagga-Projekt
Ein schwerer Verlust, aber keiner, der unabänderlich sein muss. Die genetische Rekonstruktion einer bereits ausgestorbenen Tierart ist zwar nicht möglich, aber wenn es sich nur um eine Unterart handelt, kann immerhin eine Rückzüchtung aus den eng verwandten Unterarten vorgenommen werden. Seit 1987 haben sich einige vornehmlich südafrikanische Forscher genau diesem Projekt verschrieben: der Rückzüchtung des Quagga aus dem noch sehr lebendigen Steppenzebra. Denn die genetische Auswertung von bereits 1983 gewonnenen Gewebeproben ausgestopfter Quaggas zeigte, dass es sich bei dem ausgestorbenen Tier nicht um eine eigene Spezies, sondern in der Tat um eine Unterart des Steppenzebras handelt, die sich erst während der vorletzten Eiszeit aus einer isolierten Population dieser Art entwickelte.
Reduzierte Streifen
Das
Steppenzebra (Equus quagga) oder Pferdezebra unterscheidet sich von
anderen Arten wie dem Grevyzebra und dem Bergzebra durch kürzere Ohren
und breite, pferdeartige Hufe. Beim Start des Quagga-Projekts wurden
aus tausenden von Zebras aus dem Naturreservat Etoscha und dem Zululand
neun Tiere ausgewählt; dabei achteten die Forscher auf grösstmögliche
Ähnlichkeit mit dem Phänotyp des Quagga, insbesondere
Streifenreduktionen an den Beinen.
Das erste Fohlen der dritten Generation, 1993 geboren, wies dann
bereits deutliche Quagga-Merkmale auf: seine Grundfarbe war nussbraun
statt weiss, es hatte weniger Streifen und einen weissen Schwanz. Ob
sein Wiehern dem heiseren Laut des echten Quagga ähnelt, kann aber
niemand sagen — Tonaufnahmen des Quagga, dessen Namen aus der Sprache
der Khoi Khoi (Hottentotten) kommt und lautmalerisch den Ruf
beschreiben soll, sind nicht vorhanden.
Mittlerweile sind schon weitere Generationen zur Welt gekommen, und wenn das Projekt weiterhin erfolgreich verläuft, ist der Tag nicht mehr fern, da wieder Quagga-Herden über die Karoo donnern — über 125 Jahre nach dem Tod des letzten echten Quagga in Amsterdam.