Hannoveraner Wissenschaftler bändigen Lichtquanten
Archivmeldung vom 16.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNeue Lichtquellen und Methoden für Längenmessungen mit nie da gewesener Präzision wurden jetzt am Zentrum für Gravitationsphysik, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung von Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz Universität Hannover, vorgestellt. Hier ist es weltweit erstmals gelungen, Lichtquanten zu bändigen, die sonst das so genannte Schrotrauschen des Lichts verursachen und die Längen-Messgenauigkeit von Laserinterferometern begrenzen.
Nachdem die neuen Lichtquellen und Methoden im deutsch-britischen
Gravitationswellendetektor GEO600 in Ruthe bei Hannover auf ihre Stabilität und
Zuverlässigkeit hin getestet wurden, werden sie auch das Herz zukünftiger
amerikanischer Gravitationswellenobservatorien bilden - das Management der
amerikanischen LIGO-Observatorien hat sich gerade für das "neue Licht" aus
Hannover entschieden.
Mit Hilfe der extrem präzisen Laserinterferometer
wird es möglich sein, weiter ins Universum hineinzuhören, als mit jeder anderen
Technologie. Mit ihnen wird ein neues Zeitalter der
Gravi-tationswellenastronomie eingeläutet - Albert Einstein wäre sicherlich
begeistert. Denn der direkte Nachweis der von ihm vorausgesagten
Gravitationswellen - winzigen Verzerrungen der Raumzeit - gehört nach wie vor zu
den wichtigsten offenen Fragen der modernen Wissenschaft. Einstein selbst
glaubte nicht daran, dass sie jemals messbar sein würden. Indirekt nachgewiesen
wurden sie bereits in den 1970er Jahren von den amerikanischen Astronomen Russel
Hulse und Joseph Taylor. Sie erhielten dafür 1993 den Nobelpreis für
Physik.
"Nach einer mehr als dreißigjährigen Entwicklung an vorderster
Front von Forschung und Technik zeigt sich hier, wie aus der reinen
Grundlagenforschung anwendungsreife Technologien entstehen," so Prof. Karsten
Danzmann, Direktor des Zentrums für Gravitationsphysik.
Die neue
Spitzentechnologie ist ein Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit des Zentrums
für Gravitationsphysik mit dem Laser Zentrum Hannover e.V. sowie der
Forschungsarbeiten an GEO600. Sie ist auch für geodätische Messungen sowie für
LISA, das Gravitationswellenobservatorium im Weltraum, geeignet.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.