Labor spendet künstliches Blut
Archivmeldung vom 21.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakWas zuvor für unmöglich gehalten wurde, ist nun einer Gruppe Forscher gelungen: Sie züchteten rote Blutkörperchen in der Kulturschale. Dieser Versuch könnte den Klinik-Alltag revolutionieren.
US-Forscher haben im Labor menschliche reife Rote Blutkörperchen hergestellt. Sie seien aus embryonalen Stammzellen gewonnen worden und könnten vielleicht einmal einen Teil der Blutspenden ersetzen, schreibt das britische Magazin «New Scientist». Die Wissenschaftler um Robert Lanza vom US- Unternehmen Advanced Cell Technology (ACT) in Worcester hatten demnach menschliche embryonale Stammzellen zunächst mit speziellen Nährstoffen und Signalproteinen versorgt. So wurden sie zu Vorläufern von Blutzellen und später zu ausgewachsenen Blutzellen.
Das Bedeutendste dabei sei, dass diese Zellen danach ihren Zellkern ausgestoßen hätten, wie sie es auch im menschlichen Körper bei der Reifung tun, berichtet das Magazin. «Experten sagten, das ist unmöglich, und wir waren selbst sehr überrascht, als es klappte», sagte Lanza dem Magazin.
So hatten zwar einige Forscher laut «New Scientist» bereits Rote Blutkörperchen hergestellt, diese aber nie zum Ausstoßen des Kerns gebracht. Der Schlüssel scheint zu sein, die Blutkörperchen auf bestimmten Bindegewebszellen aus dem Knochenmark wachsen zu lassen, wo sie auch gewöhnlich hergestellt werden.
Transfusion ohne Test auf Blutgruppe
Im Versuch konnten die neuen Blutkörperchen nach Forscherangaben sogar Sauerstoff transportieren. Dem Team gelang es nach eigenen Angaben, 100 Milliarden Rote Blutkörperchen herzustellen. Die Forscher von ACT, der Universität Illinois in Chicago und der Mayo Klinik in Rochester haben ihre Arbeit im Fachjournal «Blood» veröffentlicht. Demnächst wollen sie die Zellen in Tierversuchen testen.
Dieser Erfolg gebe Hoffnungen darauf, einmal große Mengen Roter Blutkörperchen der Blutgruppen Null herzustellen, die von keinem Empfänger einer Blutspende abgestoßen werden, berichtet der «New Scientist» zudem. Dieses Blut könnte dann jedem Patienten gegeben werden, ohne vorher die Blutgruppe bestimmen zu müssen.
Die Blutgruppe Null sei selten - unter den aus Europa stammenden Menschen seien es 8 Prozent, bei den Asiaten nur 0,3 Prozent. Das Forscherteam hatte in diesen Experimenten keine Zellen der Blutgruppe Null hergestellt, weil Blutgruppen schon genetisch in den embryonalen Stammzellen vorherbestimmt sind und keine der Ausgangszellen Gene dieser Blutgruppe besaß.
Quelle: netzeitung.de