Vergleichsmessung von Wärmepumpen Fraunhofer ISE startet vierjährige Felduntersuchung
Archivmeldung vom 07.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Fraunhofer-Institut wird in einem vierjährigen Feldtest 140 Wärmepumpen für Einfamilienhäuser vermessen. In Zusammenarbeit mit sieben Herstellern und zwei Energieversorgern untersuchen die Forscher, wie gut elektrische Wärmepumpen den Wärmebedarf von Niedrigenergiehäusern decken können.
Die Wärmepumpe erlebt gerade einen Boom. "Gut ausgeführte Wärmepumpen sind im
Vergleich zu Öl- und Gaskesseln ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll. In den
letzten Jahren haben sie einen immer größeren Anteil am Heizungsmarkt
eingenommen. Besonders bei energiesparenden Passivhäusern sind sie bereits zur
Standardhaustechnik geworden", sagt Projektleiter Dr. Andreas Bühring. "Andere
Heizsysteme können die dort benötigten kleinen Wärmemengen nur mit großen
Verlusten bereitstellen. Wir werden in diesem Monitoringprojekt klären, wie
effizient moderne Wärmepumpen in Gebäuden aktuellen Standards sind und ob sie
eine nachhaltige Alternative zu fossilen Energieträgern bieten. Für den Einsatz
in sehr guten Niedrigenergie-Häusern mit einem Jahresheizwärmebedarf von 20 bis
50 kWh/m2 - entsprechend 2 bis 5 l Öl/m2 - wollen wir feststellen, welche
Optimierungen noch möglich sind."
Die Wärmepumpen nutzen Außenluft,
Erdreich oder Grundwasser als Wärmequelle. Neben oberflächennahen Erdkollektoren
werden in zunehmender Zahl Erdsonden eingesetzt, die meist bis zu 100 m tiefe
Erdschichten nutzen. Wärmepumpen können Umweltwärme niedriger Temperatur - zum
Beispiel aus dem Erdreich mit 10 °C - auf ein höheres Niveau - z. B. 30 bis 55
°C anheben. Dazu nutzen sie als Antriebsenergie meist Strom. Da mit 1 kWh Strom
bis zu 5 kWh Wärme produziert werden, führt dieses System in vielen Anwendungen
zu einem geringeren Primärenergieverbrauch als konventionelle Heizsysteme und
ist dann ökologisch sinnvoll.
Im Projekt werden Wärmepumpen der Marken
Alpha-InnoTec, Buderus, Junkers, Hautec, NIBE, Siemens-Novelan, Stiebel Eltron,
Tecalor, Vaillant und Viessmann untersucht. Die Energieversorger EnBW und E.ON
Energie begleiten und fördern neben den Herstellern das Projekt. Vom
Bundeswirtschaftsministerium erfährt das Projekt eine Förderung von
50%.
Interessierte Bauherren, die bis September 2006 im Südwesten
Deutschlands eine Wärmepumpe der genannten Marken neu installieren, können sich
unter Tel. 0761/4588-5371 über die Möglichkeit einer Teilnahme
informieren.
Bis zum Sommer 2008 vermessen die Fraunhofer Forscher je 11
Wärmepumpen der 7 Hersteller und anschließend bis zum Sommer 2010 je 9 weitere,
dann neu installierte Anlagen, insgesamt 140 Wärmepumpen. Ein Datenlogger
erfasst beim Betreiber minütlich das gesamte Systemverhalten: die wichtigsten
Temperaturen, Durchflussmengen, Wärmeströme und Stromverbräuche auch der
Hilfsantriebe. Über Funk sichert das Institut einmal am Tag die Messwerte und
prüft sie automatisch.
"Weil wir so detailliert messen, können wir nicht
nur eine Energiebilanz aufstellen, sondern auch das Betriebsverhalten auswerten.
Das gibt den Herstellern präzise Hinweise, ihre Produkte gegebenenfalls zu
optimieren", so Bühring. Eine weitere Besonderheit: 14 Wärmepumpen werden über
die ganzen vier Jahre vermessen. Ziel ist es zu klären, ob sich
Kältemittelverluste über ein verändertes Betriebsverhalten nachweisen lassen und
wie hoch diese gegebenenfalls sind.
In einem parallelen, von E.ON Energie AG, München finanzierten Projekt, untersucht das Fraunhofer ISE 100 Wärmepumpen größerer Wärmeleistung in Bestandsgebäuden. Die Anlagen werden bei E.ON Kunden, die vorher mit Ölkesseln geheizt haben, eingesetzt. Das Institut prüft in der wissenschaftlichen Untersuchung dabei unter anderem, welche Voraussetzungen an die Gebäude zu stellen sind und beurteilt die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile gegenüber einer Ölheizung.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.