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Flechten aus dem Bernsteinwald

Archivmeldung vom 25.04.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Strauchflechte aus Baltischem Bernstein.
Quelle: Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants (idw)
Strauchflechte aus Baltischem Bernstein. Quelle: Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants (idw)

Ein Forscherteam der Universitäten Göttingen und Helsinki hat 152 neue fossile Flechten in Bernsteinen entdeckt und analysiert. Die Fossilien sind zwischen 24 und 47 Millionen Jahre alt und stammen von zwei bedeutenden europäischen Bernsteinlagerstätten: aus dem Baltikum und aus Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Bisher existierten lediglich 15 fossile Belege von Flechten. Mit dem Fund hat sich die Zahl der bekannten Flechtenfossilien also mehr als verzehnfacht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Plants erschienen.

Blattflechte aus Baltischem Bernstein.
Quelle: Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants (idw)
Blattflechte aus Baltischem Bernstein. Quelle: Foto: Alexander Schmidt, Universität Göttingen, und Nature Plants (idw)

„Die Fossilien gehören diversen heute noch existierenden Familien und Gattungen der Flechten an“, so Dr. Ulla Kaasalainen, die als Humboldt-Stipendiatin die Fossilien an der Abteilung Geobiologie der Universität Göttingen untersucht hat. „Sie zeigen zahlreiche Strukturen, welche die Wasseraufnahme unterstützen, den Gasaustausch und somit die Photosynthese fördern und es zudem ermöglichen, dass sich Pilz und Algen gemeinsam verbreiten können.“ Flechten sind Symbiosen aus Pilzen und Algen oder Blaualgen. Heute sind etwa 20.000 Pilzarten bekannt, die komplexe Strukturen bilden, in denen mikroskopische Algen in einer geschützten Umgebung wachsen. Der Pilz profitiert von organischen Substanzen, die die Algen während der Photosynthese produzieren. Heute sind Flechten bedeutsame Komponenten vieler Ökosysteme und dienen zudem als Umweltindikatoren.

„Die speziellen bei den Fossilien vorhandenen Anpassungen helfen, das komplexe Gleichgewicht von Wasseraufnahme, Photosynthese und Atmung der rindenbewohnenden Flechten aufrechtzuerhalten“, so Prof. Dr. Alexander Schmidt, Paläontologe am Geowissenschaftlichen Zentrum der Universität Göttingen. „Die ökologischen Anpassungen der Fossilien unterstützen zudem die Vermutung, dass die Baltischen und Bitterfelder Bernsteinwälder nicht in einem tropischen, sondern in einem gemäßigten Klima wuchsen.“ Die aktuelle Studie wurde in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jouko Rikkinen aus Helsinki durchgeführt.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)

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