Reiner Spinstrom - Neuer Effekt in Regensburg entdeckt
Archivmeldung vom 02.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSeit einigen Jahren steht die Spintronik im Mittelpunkt der Bemühungen vieler Wissenschaftler in der ganzen Welt. Die Idee, die dahinter steckt und die Entwicklung von Computern revolutionieren könnte, ist die Nutzung von Spinströmen statt elektrischen Strömen zur Verarbeitung und Übertragung von Informationen.
Der Spin ist ein nur quantenmechanisch verständlicher Drehimpuls, der jedem Elektron anhaftet und beispielsweise für den Magnetismus verschiedener Materialien, wie etwa Eisen, verantwortlich ist.
Ein elektrischer Strom ist unweigerlich mit der Produktion von Wärme verbunden,
die die weitere Zunahme der Geschwindigkeit und die Miniaturisierung der
Bauelemente begrenzt. Ein reiner Spinstrom im idealen Fall erzeugt keine Wärme.
Deshalb ist Schwerpunkt der wissenschaftlichen Aktivitäten der Spintronik die
Erzeugung, Manipulation und Detektion von Spinströmen in Halbleitern.
Das renommierte Wissenschaftsmagazin Nature Physics
berichtet jetzt von einem neuen Phänomen - der 'Zero-Bias Spin Separation', das
an der Fakultät für Physik der Universität Regensburg entdeckt wurde (S.D.
Ganichev, V.V. Bel'kov, S.A. Tarasenko, S.N. Danilov, S. Giglberger, Ch.
Hoffmann, E.L. Ivchenko, D. Weiss, W. Wegscheider, Ch. Gerl, D. Schuh, J. Stahl,
J. De Boeck, G. Borghs, and W. Prettl, Nature Physics, London, 2, 609, September
2006, 'Zero-bias spin separation'). In den Regensburger Experimenten, die mit
einem Terahertz-Laser durchgeführt wurden, konnte gezeigt werden, daß in
geeigneten Halbleiter-Nanostrukturen eine Spintrennung und ein reiner Spinstrom
erzeugt werden ohne elektrischen Strom und/oder elektrische Spannung. An der
Fakultät für Physik besteht ein Terahertz-Zentrum, das mit geeigneten
Strahlungsquellen für solche Messungen ausgerüstet ist, darunter einem der
weltweit stärksten Terahertz-Laser. Das Regensburger Ergebnis ist ein
bedeutender Schritt auf dem Weg zu einer 'Spintronik'.
Eine wichtige
Voraussetzung für diesen Erfolg war, daß sich in der Physik mehrere Gruppen von
Wissenschaftlern mit der Erforschung der Grundlagen der Spintronik befassen und
daß diese Aktivitäten in einem durch die Deutschen Forschungsgemeinschaft
geförderten Sonderforschungsbereich gebündelt sind. Dieser
Sonderforschungsbereich besteht seit Anfang 2006 und ist mit rund 7 Mio Euro
ausgestattet.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.