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Affen haben "einzigartig menschliche" Muskeln

Archivmeldung vom 29.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bonobo: Muskulatur ähnelt uns mehr als angenommen.
Bonobo: Muskulatur ähnelt uns mehr als angenommen.

Bild: Anja Skeide/pixelio.de

Forscher haben eine Reihe von Muskeln, die lange als "einzigartig menschlich" galten, bei verschiedenen Primaten nachgewiesen. Eine in "Frontiers in Ecology and Evolution" veröffentlichte Studie stellt die anthropozentrische Annahme infrage, dass sich bestimme Muskeln als Anpassung an menschliche Eigenheiten wie den aufrechten Gang oder die verbale Kommunikation entwickelt haben. Ein besseres Verständnis der menschlichen Evolution erfordert wohl ein besseres Verständnis der Anatomie von Affen.

Dann doch nicht so einzigartig

"Die meisten Theorien zur menschlichen Evolution vermitteln den Eindruck, dass sich Menschen anatomisch markant von Menschenaffen unterscheiden", sagt Rui Diogo, Anatomie-Professor an der Howard University. Eben dieser Annahme widerspricht seine aktuelle Studie klar. Denn eine detaillierte Analyse hat ergeben, dass sieben Muskeln, die lange als "einzigartig menschlich" und für "entscheidende einzigartige funktionelle Adaptionen" verantwortlich galten, allesamt gleich oder in ähnlicher Form auch bei Menschenaffen wie Bonobos, Schimpansen und Gorillas vorkommen.

So hat Diogo in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Antwerpen auf natürlichem Weg verstorbene Bonobos untersucht. Bei der Hälfte dieser Tiere hat das Team einen Unterschenkelmuskel gefunden, der beim Menschen mit dem aufrechten Gang in Verbindung gebracht wird. Auch sechs andere Muskeln, die für den Menschen typisch sein sollen, wurden schon an anderen Primaten nachgewiesen. Sowohl bei Schimpansen als auch an Gorillas haben Forscher beispielsweise Muskeln gefunden, die mit dem Sprechen beziehungsweise der "einzigartig komplexen Gesichtsmimik" des Menschen in Verbindung gebracht wurden.

Basis, um Menschen zu verstehen

All das deutet darauf hin, dass die Entwicklung des weichen Gewebes beim Menschen komplexer und nicht so einzigartig ist, wie angenommen, so Diogo. "Es bedarf einer genaueren Betrachtung, warum diese Muskeln bei Menschenaffen vorkommen und das teilweise nur bei einem Teil der Population einer Spezies", meint der Evolutionsbiologe. Es sei zu klären, ob diese Muskeln für jene Affen, die sie haben, wirklich essenziell sind, evolutionär neutrale Merkmale der Körperentwicklung, oder nur Nebenprodukte anderer Eigenschaften. "Ein umfassendes Verständnis der Primatenanatomie ist nötig, um unsere eigenen Körper und evolutionäre Geschichte besser zu verstehen."

Quelle: www.pressetext.com/Thomas Pichler

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