Depression: Speicheltest an Schulen angedacht
Archivmeldung vom 19.02.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin wenig Speichel und ein Fragebogen könnten alles sein, was notwendig ist, um Teenager zu identifizieren, die einem hohen Depressionsrisiko ausgesetzt sind, wie die University of Cambridge herausgefunden hat. Jungen mit erhöhten Werten des Stresshormons Cortisol und Symptomen einer Depression können 14 Mal so wahrscheinlich später an einer Depression erkranken.
Laut Studienautorin Barbara Sahakian steht erstmals eine biologische Möglichkeit zur Einschätzung des Depressionsrisikos zur Verfügung. Diese Studienergebnisse können zu neuen Medikamenten gegen Depressionen führen und auch die Art und Weise verändern, wie an Schulen mit dieser Krankheit umgegangen wird. Teenager könnten auf diesen Biomarker untersucht und beim Bestehen eines Risikos behandelt werden.
Weltweit sind Depressionen eine der häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Die Krankheit nimmt oft bereits früh ihren Anfang. Die Hälfte der Fälle setzt bereits bis zum 14. Lebensjahr ein, drei Viertel bis zum 24. Lebensjahr. Laut Sahakian ist heute bekannt, dass mehr Teenager unter Depressionen leiden. Daher sollte aktiv nach Menschen gesucht werden, die Probleme bekommen. Eine frühe Therapie sei essenziell.
Cortisolwerte ausschlaggebend
Das Team wertete drei Tage lang bei 660 Teenagern zwischen 13 und 18 Jahren die Cortisolwerte am Morgen aus. Erhöhte Werte dieses Hormons wurden in der Vergangenheit bereits als Hinweis auf Depressionen erkannt. Die Forscher zeichneten zusätzlich ein Jahr lang Symptome auf, die einer Depression vorangehen können. Dazu gehörten Traurigkeit und das Fehlen von Motivation. Die Studie wurde zu einem späteren Zeitpunkt mit rund 1.200 Jugendlichen wiederholt.
Jungen, die von starken depressiven Symptomen berichteten und über hohe Cortisolwerte verfügten, erkrankten in den folgenden drei Jahren eher an einer klinischen Depression. Personen in dieser Gruppe mit hohem Risiko erkrankten 14 Mal so wahrscheinlich wie Teilnehmer mit dem niedrigsten Risiko ohne erhöhte Cortisolwerte und depressive Symptome. 17 Prozent der Teenager gehörten in diese Gruppe. Die Cortisolwerte waren jedoch bei der Feststellung des Risikos bei Mädchen nicht nützlicher als nur die Feststellung von Symptomen.
Direkte Hilfe wichtiger als Stigma
Laut Sahakian wäre die Untersuchung der Schülerinnen und Schüler einfach und brächte erheblichen Nutzen. Das gelte auch dann, wenn es ein soziales Stigma bedeuten könnte, als gefährdet zu gelten. "Das ist alles besser, als sie alleine in ihren Zimmern zu lassen", betont Sahakian. Die Studienergebnisse wurden im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.
Laut Carmine Pariante vom King's College London ist die Pubertät eine schwierige Zeit. Es könne daher auch sein, dass aufgrund eines derartigen Tests Menschen behandelt werden, denen eigentlich nichts fehlt. Jene, die nicht durch die Kombination von Biomarker und Fragebogen gefunden werden, müssten ebenso behandelt werden. Depressionen sind bei Mädchen verbreiteter als bei Jungen. Sie werden durch diesen Test nicht identifiziert. Das könnte daran liegen, dass sie prinzipiell über höhere Cortisolwerte verfügen als Jungen.
Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein