Neue Antarktisstation und neues Flugzeug für die deutsche Polarforschung
Archivmeldung vom 04.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven bereichert den Bestand der Großforschungsgeräte der Helmholtz-Gemeinschaft mit dem Forschungsflugzeug Polar 5 und der Neumayer-Station III.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan besuchte am Montag das neue Forschungsflugzeug Polar 5 und die Neumayer-Station III, bevor diese Ende des Jahres in die Antarktis verschifft wird. Schavan betonte bei ihrem Besuch: "Die Polargebiete haben eine elementare Bedeutung für das Weltklimageschehen. Um den Klimawandel besser verstehen zu können, müssen wir insbesondere die Polarregionen erforschen." Deshalb unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung Plattformen wie Neumayer III und Polar 5 mit rund 34 Millionen Euro.
Im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts bauen die Bremerhavener Firmen J.H. Kramer und Kaefer Isoliertechnik die Neumayer-Station III. Im Dezember beginnt der Aufbau der Station in der Antarktis. Damit der Aufbau im Eis reibungslos funktioniert, wird ein Teil der Konstruktion derzeit in Bremerhaven probeweise aufgestellt. Mit dem Bau der Neumayer-Station III ist das langfristige Engagement Deutschlands in der Antarktis und die Kontinuität der wissenschaftlichen Arbeit gesichert. Die Station ist als so genanntes Großgerät der Helmholtz-Gemeinschaft ein integraler Bestandteil der internationalen wissenschaftlichen und logistischen Zusammenarbeit in der Antarktis.
Seit
mehr als 25 Jahren liefert das Alfred-Wegener-Institut mit seinen
wissenschaftlichen Observatorien in der Antarktis zentrale Beiträge für die
Polar- und Klimaforschung. So werden im Observatorium für Luftchemie seit 1983
kontinuierlich klimawirksame Gase wie Wasserdampf, Kohlendioxid, Methan und Ozon
gemessen, sowie die optischen und chemischen Eigenschaften von Aerosolen
untersucht. Meteorologische und Strahlungsmesswerte dienen der Wettervorhersage
für das Dronning Maud Land und gehen in internationale Datenzentren ein. An der
Neumayer-Station gibt es außerdem Observatorien für Geophysik, Infraschall und
Unterwasserakustik.
Um die Messreihen zuverlässig und langfristig
fortsetzen zu können, ist der Neubau der Station notwendig. Die Konstruktion der
Neumayer-Station III ist eine vom Alfred-Wegener-Institut patentierte
Entwicklung und folgt dem Prinzip, Forschung, Betrieb und Wohnen auf einer
Plattform oberhalb der Schneeoberfläche mit einer darunter liegenden Garage zu
kombinieren. Ein wesentliches Merkmal der neuen Station ist die hydraulische
Hebevorrichtung der Stützen. Mit ihrer Hilfe wird die Station an den
kontinuierlich wachsenden Schneezutrag angeglichen. Sie versinkt im Laufe ihrer
Betriebszeit also nicht im Schnee wie ihre Vorgänger-Stationen, und es werden
deshalb langfristig auch keine Bauteile im Schneegrund hinterlassen. Damit wird
eine wichtige Forderung des Antarktis-Umweltschutzprotokolls erfüllt. Ein
weiterer Vorteil dieser Bauweise ist die Verlängerung der Betriebszeit der
Station auf fast das Doppelte: von 15 Jahren auf 25 bis 30 Jahre.
Die Neumayer-Station III ist größer als die Vorgänger-Stationen. Wegen der Zunahme der wissenschaftlichen Aufgaben war auch eine Erweiterung der Station nötig. Die wissenschaftlichen Observatorien wurden in die neue Station so integriert, dass Arbeitswege kürzer werden und Messungen zum größten Teil unabhängig vom Wetter durchgeführt werden können. Die Arbeitsbedingungen sind dadurch wesentlich einfacher.
Am 8. September wird ein Teil der neuen Station an einem Tag
der offenen Tür von 10 bis 17 Uhr auf dem Firmengelände des Unternehmens J. H.
Kramer, Labradorstr. 5 in Bremerhaven, der Öffentlichkeit präsentiert. Dies wird
für Freunde der Polarforschung die wohl einzige Möglichkeit sein, um die Station
selbst in Augenschein zu nehmen.
Im Oktober wird der Probeaufbau
demontiert, alle Bauteile verpackt und Anfang November auf das Frachtschiff
"Naja Arctica" verladen. Ab Mitte Dezember wird das Schiff in der Atkabucht
erwartet. 3500 Tonnen Material müssen dann mit Pistenbullis an den zukünftigen
Standort auf dem Ekström-Schelfeis transportiert werden. Die Montage beginnt
unverzüglich und soll - sofern die Wetterbedingungen es zulassen - bis zum Ende
der Südsommersaison abgeschlossen sein.
Polar 5: Große Reichweite für
weit reichende Forschung
Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nimmt auch ein neues Forschungsflugzeug in Betrieb: Polar 5. Das Flugzeug vom Typ Basler BT-67 (Basler Turbo Conversion LLC) wurde speziell für den Einsatz in der Polarforschung konzipiert und wird im Oktober in Dienst gestellt. Das Flugzeug bietet durch seine Flugeigenschaften und die auf langfristige Nutzung konzipierte wissenschaftliche Ausrüstung beste Voraussetzungen, um die Forschungsvorhaben des Alfred-Wegener-Instituts erfolgreich durchführen zu können. Polar 5 hat eine Reichweite von circa 2900 Kilometern. Das Polarflugzeug kann auch in Höhen über 3800 Metern auf dem antarktischen Plateau starten. Die neue Maschine ist robust und dadurch wartungsarm, erforderliche Wartungsarbeiten können direkt am Einsatzort erfolgen. Die Basler BT-67 basiert auf einem modifizierten Rumpf der Douglas DC-3, die als "Rosinenbomber" in die Geschichte eingegangen ist.
Wissenschaftliche Geräte an Bord ermöglichen Messungen der Eisdicke,
der Bodentopographie und atmosphärischer Parameter. Die leistungsfähigen
Generatoren gewährleisten eine große Ausstattung mit Messgeräten. Polar 5 kann
auch für den Personentransport und zur Versorgung von Expeditionscamps
eingesetzt werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
finanziert die Anschaffung des Forschungsflugzeugs mit 8,1 Millionen Euro.
Mit der Indienststellung wird eine neue Partnerschaft für den Betrieb
des Forschungsflugzeuges mit der kanadischen Firma Enterprise Air Inc., Oshawa,
eingegangen. Der Standort von Polar 5 wird der Regionalflughafen Bremerhaven
sein.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V. / Alfred-Wegener-Institut