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Beim Wort "Telefon" klingelt's im Gehirn

Archivmeldung vom 26.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Wenn Wörter eine Bedeutung haben, die mit einem Geräusch verbunden ist, entsteht - meist unbewusst - dieses Geräusch beim Lesen oder Hören des Wortes

Das menschliche Gehirn erzeugt die Bedeutung von Wörtern durch die Wiederherstellung der dazugehörenden Sinneswahrnehmungen, haben deutsche Forscher herausgefunden. Beim Wort "Telefon" klingelt es also in unserem Kopf, beim Wort "Staubsauger" stellt das Gehirn ein heulend blasendes Geräusch dar. Fehlt eine Verknüpfung, die es geben könnte, bleibt eine Wortbedeutung für einen Sprecher "blutleer", zeigen die Wissenschaftler im "Journal of Neuroscience". Allerdings bleiben die meisten Gehirngeräusche den Sprechern unbewusst, weil sie sonst vermutlich zu viele Störungen verursachen würden. 

"Unsere Ergebnisse belegen erstmals klar, dass Begriffe wesentlich in den Sinnessystemen des Gehirns verankert und keinesfalls abstrakt sind, wie lange Zeit angenommen wurde und häufig immer noch wird", erklärt Markus Kiefer von der Universität Ulm. "Wenn diese Koppelung mit konkreter Sinneswahrnehmung für einen Begriff nicht vorhanden ist, nie gelernt wurde, bleibt dessen Bedeutung vage". Diese Befunde berührten unmittelbar unser Alltagsverständnis von Lernen, Gedächtnis und Sprache, seien aber auch für Eltern, Erzieher und Pädagogen von großer Bedeutung. 

Versuchspersonen sollten Wörter lesen. Dabei beobachteten Kiefer und seine Kollegen die Gehirnströme mit Hilfe funktioneller Kernspintomografie. Es zeigte sich, dass beim Lesen von Wörtern, die sich auf geräuschhafte Gegenstände wie "Telefon" beziehen, Bereiche im Gehirn aktiviert werden, die auch beim tatsächlichen Hören der Geräusche aktiv sind. Beim Lesen von Wörtern ohne Geräuschbezug, wie beispielsweise "Tisch", zeigten die Hörareale keine verstärkte Aktivität. 

Kiefer und seine Kollegen konnten erstmals zweifelsfrei belegen, dass die Verarbeitung von Wortbedeutungen auf einer teilweisen Wiederherstellung der Hirnaktivität während der Sinneswahrnehmung beruht. Dies beginnt schon 150 Millisekunden nach dem Anblick des Wortes, also bevor das Bewusstsein die Bedeutung verarbeiten kann. Die Aktivität in den Arealen der Sinneswahrnehmung ist umso stärker, je bedeutsamer die Probanden Geräusche für das jeweilige Objekt finden. 

Allerdings werde diese Verbindung zwischen Wort und Geräusch dem Menschen nicht ständig bewusst. "Es wäre ja auch äußerst lästig und verwirrend, wenn es in unserem Kopf immer hörbar klingelte, sobald unser Gesprächspartner das Wort Telefon in den Mund nimmt", so Kiefer. Wenn die Verbindung jedoch gar nicht mehr hergestellt wird, weil das Objekt für die Menschen kaum noch "in echt" auftaucht, kann dies auf Dauer auch problematisch sein. So sind vielen Kindern manche Tiere wie Kühe oder Schweine nur noch aus dem Bilderbuch oder dem Fernsehen bekannt. Sie könnten Schwierigkeiten haben, Wörter wie "Kuh" oder "Schwein" mit zusätzlichen Bedeutungen anzureichern.

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