US-"Generation Ego" lässt Gemeinwohl links liegen
Archivmeldung vom 21.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAls "Generation Me" bezeichnet der US-amerikanische Psychologe Jean Twenge von der San Diego State University die heutigen 15- bis 25-Jährigen. In Deutschland bezeichnen Sozialforscher diese als "Generation Ego". Twenge belegt in seiner Studie, dass sich diese neue Generation junger Amerikaner wenig für Fürsorge oder die Rettung der Umwelt interessiert. "Die Jungen in den 80er- und 90er-Jahren haben sich politisch engagiert und waren eher gemeinschaftsorientiert", so Twenge. Die aktuellen Daten zeigen jedoch, dass die jüngste Generation viel mehr Wert auf Geld, Image und Ruhm legt.
Im Vergleich zu Menschen, die in den 70er-Jahren geboren sind, interessiert sich die heutige Jugend eher dafür, reich zu sein. Im direkten Vergleich stieg dieser Wert von 45 auf 70 Prozent. Die heute 32- bis 42-Jährigen interessierten sich zu 50 Prozent sehr für die aktuelle politische Lage, die "Generation Ego" hingegen zu 35 Prozent. Auch die"Entwicklung einer sinnvollen Philosophie des Lebens" ist von 73 auf 45 Prozent gesunken. Dabei hatten die Forscher bereits die in den 70er-Jahren Geborenen als egoistisch eingestuft.
"Das Egoismus-Label war unberechtigter Weise auf diese Generation angebracht, denn im Vergleich zur heutigen Generation waren sie geradezu selbstlos", sagt Twenge. In Deutschland würden zwar viele Sozialforscher dem Urteil von Twenge zustimmen. Andere aber nicht: "Wir haben diese Generation als 'pragmatische Generation' bezeichnet", sagt Ulrich Schneekloth, Autor der Shell-Jugendstudie, der größten Jugenderhebung Deutschlands, gegenüber pressetext.
Ideologie bleibt auf der Strecke
"Man kann diese Generation nicht mit den 68er-Slogans charakterisieren", erklärt Schneekloth. Demnach sei man nur aufgeklärt oder modern, wenn man politisch links sei. Die junge Generation sei nicht so unsozial, wie viele Sozialwissenschaftler sie bezeichneten. "Sie wollen etwas aus sich machen, sind aber gleichzeitig sozial orientiert. Sie empfinden es als ungerecht, wenn Leute ausgegrenzt werden", sagt Schneekloth. Die "pragmatische Generation" interessiere sich sehr wohl für die Belange anderer.
"Das Motto ist: Ich muss schauen, wo ich bleibe und dass es um mich herum sozial und gerecht zugeht", erklärt Schneekloth. Die neue Generation sei zwar unideologisch, folge zwar auch dem Mainstream, was aber nicht heißen würde, dass die jungen Menschen keine soziale Ader hätten. "Generation Ego oder Generation Me ist zu einseitig", sagt der Shell-Studien-Autor. Die heutige Jugend grenze sich auch nicht so stark von den Eltern ab. "Die müssen sich nicht mehr befreien wie die Generationen vorher", sagt Schneekloth. Die 15- bis 25-Jährigen würden eher pragmatisch denken, Ideologie hingegen sei total out.
Quelle: www.pressetext.com/Oranus Mahmoodi