Achteinhalb Millionen für das Berliner Bernstein Zentrum
Archivmeldung vom 07.08.2010
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Freigeschaltet durch Fabian PittichNach einer erfolgreichen ersten Förderperiode geht das im Jahre 2004 gegründete Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience Berlin nun in die zweite Runde. Mit weiteren 8,5 Millionen Euro wird der Forschungsverbund in den kommenden fünf Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Computational Neuroscience ist ein junges und sehr dynamisches Forschungsfeld, das experimentelle Neurowissenschaften mit mathematischen und theoretischen Forschungsansätzen verbindet. Mit der Bewilligung der zweiten Förderperiode wird Berlin zu einer der größten Metropolen weltweit auf dem Gebiet der Computational Neuroscience.
"Unsere Devise ist es, über Grenzen von Disziplinen und Institutionen
hinaus zu arbeiten", sagt Michael Brecht, Koordinator des Bernstein
Zentrums und Wissenschaftler an der Humboldt-Universität. Im Bernstein
Zentrum Berlin arbeiten Biologen, Physiker, Mathematiker, Mediziner und
Ingenieure eng zusammen. Darüber hinaus vereinigt es
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der drei Berliner Universitäten
Humboldt-Universität, Technische Universität Berlin und Freie
Universität Berlin mit Forscherinnen und Forschern der Charité -
Universitätsmedizin Berlin, des Max-Delbrück-Zentrums und der
Universität Potsdam.
An den Universitäten wird das Forschungsfeld der Computational
Neuroscience nachhaltig verankert. Während in der ersten Förderphase
drei neue Professuren im Bereich der experimentellen Neurowissenschaften
etabliert wurden, wird nun mit der Einrichtung weiterer zwei
Professuren und einer Nachwuchsgruppe die Expertise im Bereich der
Theorie und Datenanalyse weiter ausgebaut. Auch das große Engagement der
Berliner Wissenschaftler in der Lehre wird weiter fortgesetzt. In einem
neuen DFG Graduiertenkolleg "Verarbeitung sensorischer Information in
neuronalen Systemen", das zum großen Teil von Wissenschaftlern des
Bernstein Zentrums getragen und von der TU Berlin koordiniert wird,
werden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die
Anforderungen der interdisziplinären Arbeitsweise im Bereich der
Computational Neuroscience gezielt vorbereitet.
Das Gehirn arbeitet enorm präzise und verlässlich. Wir können
beispielsweise zuverlässig auf gespeicherte Informationen zugreifen und
erkennen innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde einen Gegenstand oder
ein bekanntes Gesicht. Das Gehirn aber reagiert auf den gleichen
Sinnesreiz nicht immer gleich. Wie bei einem elektronischen System
produzieren auch im Gehirn die Bauteile – die Nervenzellen – ein
Hintergrundrauschen. Wie kodiert das Gehirn, angesichts dieser
Variabilität, verlässlich Informationen? Welche neuronalen Signale sind
wichtig, welche werden ignoriert? Dies sind die Kernfragen, mit denen
sich Wissenschaftler im Bernstein Zentrum Berlin auseinandersetzen.
Erforscht werden diese grundsätzlichen Fragen anhand von beispielhaften
Hirnfunktionen. So untersuchen die Forscher etwa, wie gespeicherte
Informationen im Gehirn wieder abgerufen werden, wie die
Sinneswahrnehmung den Tagesrhythmus beeinflusst, wie sich epileptische
Anfälle ausbreiten oder wie wir die Augenbewegung steuern.
Das Bernstein Zentrum Berlin ist mit Freiburg, Göttingen und München
eine von vier Gründungseinrichtungen des bundesweiten Bernstein
Netzwerks Computational Neuroscience, das mittlerweile etwa 200
Arbeitsgruppen umfasst. Im Rahmen des Bernstein Netzwerks wird in Berlin
neben dem Bernstein Zentrum auch der Bernstein Fokus Neurotechnologie
durch das BMBF gefördert, bei dem die TU Berlin die Sprecherhochschule
ist. Darüber hinaus beteiligen sich Berliner Wissenschaftler an drei
Forschungsverbünden zum Thema "Neuronale Grundlagen des Lernens",
verschiedenen Bernstein Partner-Projekten und sind stark an dem in der
Exzellenzinitiative geförderten Forschungsverbund "Neurocure" beteiligt.
Quelle: Humboldt-Universität zu Berlin