Warum der Australische Regenwald im Pliozän verschwand
Archivmeldung vom 05.07.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDas Ende des australischen Regenwalds geht nicht auf einen Klimawandel zurück, wie Forscher der Goethe-Universität vermuten, sondern auf das Auftauchen der indonesischen Inselgruppe aus dem Meer. Warme Meeresströmungen wurden abgelenkt und mit ihnen auch feucht-warme Luft.
Noch vor drei Millionen Jahren bedeckten üppige Regenwälder die Nordwestküste Australiens. Warum sie verschwanden, hat ein Forscherteam um den Paläoozeanographen Dr. Cyrus Karas vom Institut für Geowissenschaften der Goethe-Universität diskutiert. Wie die Forscher unter Beteiligung des Leibniz Institutes für Meeresforschung (IFM-GEOMAR, Kiel) und des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung (AWI, Bremerhaven) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Paleoceanography“ darlegen, war der Grund das Auftauchen der Indonesischen Inselgruppe aus dem Meer. Sie schwächte die warme Meeresströmung ab, die vom Äquator südwärts in Richtung der westaustralischen Küste floss. Infolgedessen blieben auch die feuchtwarme Luft und der Niederschlag aus, die zum Erhalt des Regenwaldes unverzichtbar waren.
Dass in den heute vergleichsweise trockenen Gebieten des westlichen Australiens einmal Regenwälder wuchsen, weiß man aus Studien an Pollen, die von der Nordwestküste Australiens vor drei Millionen Jahren aufs Meer hinaus geweht wurden und bis heute im Sediment am Meeresgrund eingeschlossen sind. Wie sich die Oberflächentemperaturen der Meeresströmungen während des Niedergangs des Regenwaldes entwickelten, hat das Forscherteam in seiner aktuellen Studie aus der Analyse von Tiefseebohrungen des Internationalen Ocean Drilling Projects (IODP/ODP) erfahren. Die Proben stammen vom Meeresgrund vor der Australischen Küste sowie vom westlichen und zentralen Indischen Ozean. Die Forscher untersuchten insbesondere die geochemische Zusammensetzung und das Verhältnis der stabilen Sauerstoff-Isotope in fossilem Plankton (Foraminiferen). Foraminiferen sind mikroskopisch kleine, einzellige, Tiere, die Kalkschalen bilden.
Die untersuchten Proben umfassten einen Zeitraum, der zwei bis sechs Millionen Jahre zurückreicht. Vor 3,5 bis 3 Millionen Jahren, der Zeit des Niedergangs des Australischen Regenwalds, war die Temperatur der oberflächlichen Meeresschichten im westlichen und zentralen Indischen Ozean vergleichsweise stabil, so die Ergebnisse der Studie. Aber ein paar hundert Kilometer vor der Nordwestküste Australiens fiel die Temperatur während des gleichen Zeitraums deutlich um zwei bis drei Grad Celsius ab. „Dieser Temperatur-Abfall vor etwa 3,3 Millionen Jahren hat vermutlich die Menge an warmer feuchter Luft reduziert, die nach Westaustralien gelangen konnte“, erklärt Cyrus Karas. Dadurch fiel weniger Regen und letztlich führte dies zum Niedergang der Australischen Regenwälder.
Den Temperatur-Abfall vor der Nordwestküste Australiens erklärt der Paläoozeanograph mit tektonischen Verschiebungen im gleichen Zeitraum: Vor etwa 4 bis 3 Millionen Jahren entstand die indonesische Inselgruppe, einschließlich so riesiger Inseln wie Timor, deren Fläche etwa so groß ist wie die Tschechische Republik. Diese neu aufgetauchten Landmassen schwächten einen Großteil der nach Süden fließenden warmen Strömungen ab, so dass sich die Meeresoberfläche vor dem Kontinent abkühlen konnte.
Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main