Neues "unmögliches" Antriebssystem entwickelt?
Archivmeldung vom 30.09.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakChinesischen Wissenschaftlern soll es gelungen sein, den "EmDrive" ("electromagnetic drive", übersetzt: "elektromagnetischer Antrieb") soweit umgesetzt zu haben, dass er sogar schon in einen Prototypen eingebaut werden konnte.
"EmDrive" steht für "electromagnetic drive" (elektromagnetischer Antrieb) und beschreibt das Konzept des britischen Wissenschaftlers Dr. Roger Shawyer, welches elektrische Energie mittels Mikrowellen in Schubkraft umwandeln soll - ohne dabei gegen Gesetzte der Physik zu verstoßen. Ein Artikel über den "EmDrive" im angesehenen "New Scientist"-Magazin rief jedoch eine Welle von empörten Reaktionen anderer Wissenschaftler hervor, die Shawyers Arbeit und Behauptungen als offenkundig unmöglich und deshalb zwangsläufig fehlerhaft und falsch bezeichneten.
"Es ist bekannt, dass Shawyers "electromagnetic relativity drive" gegen den Impulserhaltungssatz (Anm. d. Red.: Einem der wichtigsten Erhaltungssätze der Physik der besagt, dass der Gesamtimpuls in einem abgeschlossenen System konstant ist) verstößt und macht ihn somit lediglich zum letzten in einer langen Liste von 'Perteuum mobiles', wie sie über Jahrhunderte vorgeschlagen, jedoch immer wissenschaftlich widerlegt wurden. (...) Seine Analyse ist Müll und sein 'Antrieb' unmöglich.", urteilte etwa der australische Wissenschaftler John Costella.
Dem Vorwurf, nur einen weiteren und unnützen Versuch eines Perpetuum mobile zusammengeschustert zu haben, widerspricht der einstige EADS-Astrium Wissenschaftler, und hat seit 2007 gemeinsam mit Professor Yang Juan von der "Nordwestlichen Polytechnischen Universität" (NPU) im chinesischen Xi an in der Provinz Shaanxi seine theoretischen Berechnungen überprüft und nun in die Tat bzw. in einem Prototypen umgesetzt.
Glaubt man den neusten Ankündigungen des Forscher- und Ingenieursteams, hat sich diese Zusammenarbeit auch bereits ausgezahlt und ein gemeinsames wissenschaftliches Papier liege einer (bislang nicht genannten) Fachzeitschrift zur Expertenbegutachtung vor.
Laut "Wired.com" vergleicht Shawyer die Demoversion mit dem "NSTAR" Ionentriebwerk der NASA. Die bislang mit dem "EmDrive"-Prototyp erzielte Schubkraft betrage demnach 85 mN im Gegensatz zu 92 mN (ca. 9,45 Gramm) des "NSTAR". Allerdings verbrauche der "EmDrive" nur ein Viertel der vom "NSTAR"-Antrieb benötigten Energie und wiege weniger als 7 Kilo - während es "NSTAR" auf etwa 30 Kilo bringt. Der größte Unterschied zeige sich jedoch im Treibstoffverbrauch: Während "NSTAR" etwa 10 Gramm pro Stunde verbraucht, benötige der "EmDrive" gar kein Treibmittel, vorausgesetzt es steht Elektrizität zur Verfügung.
Sollten sich die Behauptungen von Shawyer und Yang bewahrheiten, böten sich mit dem "EmDrive" völlig neue technische Möglichkeiten - vor allem für die Raumfahrt. Die Dienstzeit von Satelliten könnte um ein Vielfaches erweitert werden und Raumsonden könnten wesentlich schneller und weiter ins All vordringen als bisher. Shawyer will zudem errechnet haben, dass ein mit einem solarbetriebenen "EmDrive" ausgestattetes Raumschiff eine bemannte Mission innerhalb von nur 41 Tagen zum Mars bringen könnte. Mit bisherigen Antrieben dauert eine Reise zum Roten Planeten mehr als ein Jahr.
Abschließend gibt "Wired.com" zu bedenken, dass es wohlmöglich nicht unbedeutend sei, dass Professor Yang in chinesischen Militärkreisen kein Unbekannter ist und auch theoretisch an Satellitenabwehrsystemen arbeite. Sollten die Einschätzungen westlicher Forscher - die nicht an die Machbarkeit des "EmDrive" glauben - falsch sein, könnte China mindestens ein Jahr Vorsprung in dessen Entwicklung und Nutzung erlangen. "Sollte sie tatsächlich funktionieren, würde diese Technologie den Weltraum beherrschen und bisherige Satelliten gleichermaßen veraltet dastehen lassen, wie Segelschiffe zur Zeit der Dampfschifffahrt."
Shawyer selbst sieht die Möglichkeiten seines Antriebs hingegen in einer friedlichen Nutzung und erläutert auf seiner Homepage "EmDrive.com" auch den Einsatz zur Asteroidenabwehr, mögliche Hybridantriebe sowie Nutzugsmöglichkeiten für erdgebundene Technologien.