Schlechte Zeiten für Münzfälscher und Produktpiraten
Archivmeldung vom 01.09.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.09.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Anzahl gefälschter Münzen im europäischen Währungsraum nimmt dramatisch zu. Nach neuesten Zahlen der Deutschen Bundesbank stieg im ersten Halbjahr 2006 allein im deutschen Zahlungsverkehr die Anzahl falscher Euro-Münzen gegenüber dem vorangegangenen Halbjahr um fast 40 %.
Erst im Juni meldete das bayerische Landeskriminalamt den Fund von mindestens
350.000 gefälschten 2-Euro-Münzen.
Original oder Fälschung - auch
Menschenleben können davon abhängen: Nachlässig produzierte Bremsscheiben oder
ein Fehler in einem hochwertigen Bauteil am Flugzeugflügel können schwere
Unfälle nach sich ziehen. Die eindeutige Kennzeichnung und Identifizierbarkeit
von Originalen hat daher nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen einen hohen
Stellenwert.
Eine neuartige Markierung könnte Fälschern zukünftig das
Leben schwer machen. Mit Hilfe eines UV-Femtosekundenlasers (UV-fs) lassen sich
Mikromuster mit Detailgrößen von nur einigen 100 nm auf der Oberfläche - z.B.
von Münzen - aufbringen. Die periodische Struktur kann beliebig komplex
gestaltet werden. Unter Lichteinfall verursacht sie charakteristische
Beugungsmuster, die von speziellen Lesegeräten erfasst werden. Um auch mit
bloßem Auge erkennbar zu sein, nimmt die Markierung typischerweise etwa 1mm²
Fläche in Anspruch.
Die Technologie wird im Rahmen des vom
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten InnoNet-Projektes
SIMULAN in einem Verbund von neun deutschen Partnern aus Industrie und Forschung
entwickelt. Die Projekt-Koordination liegt bei Dr. Jürgen Ihlemann am
Laser-Laboratorium Göttingen (LLG). Das Institut gehört zu den weltweit
führenden Einrichtungen, wenn es um die Erzeugung ultrakurzer fs-Laserpulse im
UV-Spektralbereich geht. Bisher konnten am LLG bereits Lasersysteme mit
Pulslängen zwischen 100 fs bis 1 ps bei einer Wellenlänge von 248nm erzeugt
werden. Die Energie eines solchen Pulses beträgt bis zu 100 mJ, eine mittlere
Leistung von 10 W kann erreicht werden. Die hohe Genauigkeit bei der
Mikrostrukturierung sowie die Flexibilität bei der Wahl der zu bearbeitenden
Materialien macht diese Technologie für die industrielle Fertigung im höchsten
Maße interessant.
So ist heute kein anderes Verfahren bekannt, das
ähnlich komplexe Submikrometer-Strukturen mit vergleichbarer
Prozessgeschwindigkeit auf Metalle aufbringen kann. Da Metalle Wärme extrem gut
leiten, würde ein Laserpuls, der über längere Zeit auf die Oberfläche einwirkt,
zu einer Beschädigung des Materials führen. Winzige Strukturen von weit unter
einem Mikrometer wären unmöglich. "Genau hier zeigt der UV-fs-Laser sein großes
Plus: Der Wärmeeintrag ist so gering, dass selbst diese winzigen Strukturen
formtreu erzeugt werden können", erläutert Dr. Peter Simon, Leiter der Abteilung
Ultrakurzpuls-Photonik am LLG. Außerdem zeichnet sich das Verfahren dadurch aus,
dass es im Sekundentakt und mit hoher Stückzahl Sicherheitsmerkmale herstellen
kann - wichtige Kriterien für einen rentablen Einsatz, ob bei der Markierung von
vielen Millionen Euromünzen, von wertvollen Schmuckstücken oder von technischen
Bauteilen.
Praxistests an der Staatlichen Münze Baden-Württemberg, eine der
ersten Münzstätten weltweit, die sich an dem zukunftsweisenden Projekt des
'Laser-Nanoprägens' beteiligt, haben das große Potential der
Produkt-Authentifizierung mittels UV-fs-Laser eindrucksvoll
bestätigt.
Die Systemintegration der im Rahmen von SIMULAN erzielten Ergebnisse liegt derzeit bei der Chemnitzer Firma 3D-Micromac. Ende November werden die Ergebnisse von SIMULAN in Stuttgart der Öffentlichkeit vorgestellt
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.