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Urin als Stromlieferant auf Festivals

Archivmeldung vom 29.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Mikrobielle Brennstoffzellen: Aus Urin wird Strom. Bild: Bristol Robotics Lab
Mikrobielle Brennstoffzellen: Aus Urin wird Strom. Bild: Bristol Robotics Lab

Menschliches Urin ist ein wertvoller Rohstoff für die Stromerzeugung. Das berichten Forscher der University of the West of England. Sie haben mikrobielle Brennstoffzellen entwickelt, die Urin mit Hilfe von Bakterienkulturen zu Strom verwandeln. "Wir arbeiten derzeit an einem Prototyp für ein tragbares Urinal zur Energieerzeugung. Das könnte etwa bei Musikfestivals oder anderen Freiluftveranstaltungen vorteilhaft sein", berichtet Forschungsleiter Ioannis Ieropoulos.

Schon seit Jahren erforschen die Wissenschaftler, wie Abfallmaterial zu Strom umgewandelt werden kann. "Wir haben lange mit verfaulten Früchten, Grasschnitt, Muscheln und toten Fliegen experimentiert, um verschiedene organische Abfälle nach ihrem Ertrag zu testen und die beste Quelle herauszufinden", so der Forscher. Urin schnitt hervorragend ab. "Der natürliche Stoff ist chemisch sehr aktiv. Urin ist reich an Stickstoff und enthält Harnstoff, Chloride, Kalium und Bilirubin. Deshalb eignet es sich besonders für mikrobielle Brennstoffzellen."

Roboterantrieb als erstes Ziel

Ieropoulos arbeitet am Bristol Robotics Lab schon länger an Abfall-fressenden Robotern. Die aktuelle Version, Ecobot III genannt, bezieht seine Energie aus den Nährstoffen von Klärwasser. Sobald er Nachschub braucht, bewegt er sich selbst auf eine Abwasser-Spendebox zu, bedient sich und verarbeitet das Rohmaterial mit Hilfe von Bakterien, die sich in 24 übereinander gestapelten mikrobiellen Brennstoffzellen befinden.

Die Bakterien zersetzen die Flüssigkeit und erzeugen dabei Wasserstoffatome. Deren Elektrone werden an die Anode der Brennstoffzelle gezogen, wo elektrischer Strom generiert wird. Inzwischen wandern die Wasserstoffionen durch eine Kathoden-Austauschmembran in die Kathodenkammer, verbinden sich mit Sauerstoff im Wasser, das sich dadurch vermehrt. Dieses Wasser trinkt der Roboter und gleicht somit Verdunstungsverluste aus.

Speicherkraftwerk im Wolkenkratzer

Einen ganz anderen Zugang, um aus dem Abfluss von Toiletten Strom zu erzeugen, hat Tom Broadbent von der de Montford University in Leicester gefunden. Sein Prototyp "HighDro Power" baut auf der Fallgeschwindigkeit des Abwassers in der Kanalleitung. Die kinetische Energie wird durch einen Generator, der eine Turbine mit vier Schaufeln enthält, in Strom umgewandelt. Besonders in Hochhäusern kann dieses Konzept Energiekosten senken, behauptet der Erfinder.

Quelle: pressetext.austria Johannes Pernsteiner

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