Man ist nicht so alt, wie man sich fühlt
Archivmeldung vom 04.12.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakSenioren schätzen sich selbst subjektiv jünger ein
Ältere Menschen über 70 fühlen sich im Schnitt rund 13 Jahre
jünger, als es ihrem tatsächlichen Alter entspricht. Bis ins hohe Alter
bleibt diese Illusion erhalten, haben amerikanische und deutsche
Forscherinnen um Jacqui Smith von der Universität von Michigan in Ann
Arbor bei einer Langzeituntersuchung von rund 500 Menschen über 70
Jahren in Berlin herausgefunden. Beim Blick in den Spiegel schätzen die
Senioren ihr Alter allerdings realistischer ein und fühlten sich
durchschnittlich nur noch sieben Jahre jünger.
Die
Psychologin Smith und ihre Kolleginnen vom Max-Planck-Institut für
Bildungsforschung in Berlin untersuchten Alters- und Gesundheitsangaben
von 516 Einwohnern von Berlin, die in den 90er Jahren an der Berliner
Altersstudie teilgenommen hatten. In den Folgejahren wurden die
Teilnehmer immer wieder zu ihren Lebensumständen befragt. Gefragt nach
dem gefühlten Alter schätzten sich 70-jährige Senioren im Schnitt 13
Jahre jünger ein.
Die Forscherinnen vermuteten zunächst, dass mit zunehmendem Alter diese
Lücke zwischen realem und gefühltem Lebensalter zunimmt. Bei einigen
der ältesten Versuchsteilnehmer traf dies auch zu: Sie fühlten sich
immer jünger. Doch im Durchschnitt blieb der Wert von 13 Jahren bei
allen Altersgruppen über 70 erhalten. "Vielleicht ist das Gefühl, 13
Jahre jünger zu sein, die optimale Illusion in hohem Alter",
kommentiert Forscherin Smith.
In einem zweiten Versuchsteil mussten die Senioren ihr Erscheinungsbild
in einem Spiegel anhand einer Jahresskala von Null bis 120 einordnen.
Zu Beginn der Langzeitstudie sahen sich die Menschen noch zehn Jahre
jünger. Einige Jahre später schrumpfte dieser Wert auf sieben Jahre.
"Frauen schätzten ihr Erscheinungsbild dabei realistischer ein als
Männer, da sie ihr Aussehen kritischer bewerten", sagt Smith.