Der schnellste Laufroboter der Welt lernt Bergsteigen
Archivmeldung vom 14.07.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEr ist der schnellste seiner Art, inzwischen kann er aber auch Gipfel stürmen: RunBot, unter allen dynamischen Maschinen der Weltrekordhalter im Schnellgehen, hat sein Repertoire erweitert. Mit einem Infrarot-Auge erkennt der Laufroboter, ob eine Steigung vor ihm liegt und passt seine Gangart bergauf punktgenau an.
Ganz wie ein Mensch lehnt er seinen Oberkörper nach vorne und macht kleinere Schritte. Ein Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Prof. Dr. Florentin Wörgötter hat die neuronalen Grundlagen dieser Anpassungsleistung mit Hilfe eines "lernenden" Bewegungsprogramms simuliert. Die Ergebnisse dieser Forschungen am Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience an der Universität Göttingen präsentiert PLoS Computational Biology in seiner Online-Ausgabe vom 13. Juli 2007.
Der menschliche Gang ist ein Wunderwerk
an Koordination. Der Winkel der Kniegelenke, die Geschwindigkeit des
Hüftschwungs, der Schwerpunkt des Oberkörpers und viele andere Elemente der
Bewegung müssen genau aufeinander abgestimmt sein. Dabei passt sich Mensch
verschiedenen äußeren Gegebenheiten an. Auf Eis läuft er anders als auf festem
Boden, bergauf anders als bergab. "Die Fähigkeit des Roboters, ohne zu stolpern
blitzartig von Gangart zu Gangart umzuschalten, basiert auf der hierarchischen
Organisation der Bewegungssteuerung, wie sie ähnlich auch beim Menschen
erfolgt", erläutert Prof. Wörgötter. Auf den unteren Hierarchiestufen wird der
Bewegungsablauf durch periphere Sensoren reflexartig vorangetrieben. Regelkreise
sorgen dafür, dass Gelenke nicht überstrecken, andere leiten den nächsten
Schritt ein sobald der Fuß aufsetzt.
Erst wenn die Gangart angepasst
werden muss, greifen höhere Organisationsebenen ein: Beim Menschen ist es das
Gehirn mit der Interaktion seiner stark vernetzten Neuronen. Beim Laufroboter
löst das Signal des Infrarot-Auges diesen Anpassungsprozess über ein -
allerdings sehr viel einfacher strukturiertes - computerbasiertes neuronales
Netzwerk aus. Die hierarchische Organisation der Bewegungssteuerung macht es
dabei möglich, die Umstellung der Gangart durch die Verschiebung einiger weniger
Parameter zu erreichen - die restlichen Größen passen sich durch die autonomen
Regelkreise automatisch an. Beim ersten Versuch, einen Berg zu erklimmen, kippt
RunBot rückwärts um. Noch hat er nicht gelernt, auf das, was sein "Auge"
wahrnimmt, mit einem veränderten Bewegungsprogramm zu reagieren. Ähnlich aber
wie Kinder lernt RunBot aus seinen Stürzen; auf diese Weise wird die neuronale
Verschaltung zwischen Auge und Bewegungssteuerung ausgebaut. Erst wenn diese
Verbindung vorhanden ist, sind Schrittlänge und Körperhaltung durch das visuell
ausgelöste Signal kontrollierbar. Bei einem steilen Berg wird das
Bewegungsprogramm des Laufroboters stark, bei einem flachen Berg nur ein wenig
umgestellt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.