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Rauchen: Bloßes Zusehen verführt

Archivmeldung vom 11.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Vorsicht, Verführung: Hinsehen verleitet zur Nachahmung. Bild: Flickr/Ditzel
Vorsicht, Verführung: Hinsehen verleitet zur Nachahmung. Bild: Flickr/Ditzel

Das bloße Zusehen anderer Menschen beim Rauchen lässt jugendliche Raucher schwach werden und verführt sie zur Zigarette. Es braucht dazu weder ein aktives Anbieten einer Zigarette noch den Zigarettengeruch, da sich der Effekt sogar im Videochat nachweisen lässt. Das zeigen holländische Forscher in der Zeitschrift "Nicotine and Tobacco Research and Drug and Alcohol Dependence". Ihre Empfehlungen: Nichtraucher-Kampagnen sollten die passive Beeinflussung stärker berücksichtigen - und Schulen im Hof das Rauchen verbieten.

Die Wissenschaftler untersuchten jugendliche Gelegenheitsraucher im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Diese unterhielten sich - ohne Zigarette - in den Experimenten mit rauchenden Gleichaltrigen, teils direkt, teils über eine Webcam. "Jugendliche finden es sogar leichter, der Versuchung des Angebots einer Zigarette zu widerstehen, als jener, dass der andere raucht", berichtet Studienleiterin Zeena Harakeh von der Universität Utrecht.

Zwei Mechanismen bestimmen diese Wirkung, erklärt Rainer Hanewinkel, Leiter des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung. "Einerseits ist die Imitation im Spiel, andererseits bei Rauchern auch Konditionierung. Sehen Raucher eine Zigarette, verändern sich Hautleitfähigkeit und Herzrate und sie streben dem Stoff entgegen. Ist nun eine Zigarette in Reichweite und Rauchen möglich, gibt man dem Verlangen häufig nach." Gleiches gilt für alle stofflichen Süchte, so der Psychologe gegenüber pressetext.

Besser ausgedrückt als angezündet

Studienleiterin Harakeh kritisiert, dass die Darstellung von Zigaretten und Rauchern in Anti-Rauch-Kampagnen bisher kaum darauf Rücksicht nimmt. Denn bereits das Bild eines Jugendlichen mit Zigarette sei kontraproduktiv und fordere nur zur Nachahmung auf.

Hanewinkel verweist auf Würzburger Studien, die die Darstellung der Zigarette alleine untersucht haben. "Neue oder erst gerade angezündete Zigaretten haben hohen Aufforderungscharakter, ausgerauchte Stängel oder Asche hingegen nicht. Rauchverbots-Symbole sollten deshalb nicht wie bisher eine volle Zigarette zeigen, sondern besser eine ausgedrückte."

Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner

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