Schlafen "unter Strom" verbessert das Gedächtnis Lernen im Schlaf
Archivmeldung vom 06.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher der Universität zu Lübeck haben entdeckt, dass schwache elektrische Ströme aus einer Elektrodenkappe die Gedächtnisleistung verbessern, während die Testpersonen schlafen.
Das Verfahren könnte insbesondere beim Lernen von Vokabeln und
Formeln helfen, berichtet die aktuelle Ausgabe des Magazins GEO
WISSEN zum Thema "Denken und Kreativität". Die neueste Arbeit der
Lübecker Wissenschaftler um den Hirnforscher Jan Born ist jetzt auch
in der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht worden.
Für die Testreihe bekamen Medizinstudenten im Schlaflabor der
Universität zu Lübeck eine Elektrodenkappe aufgesetzt. Wurde den
Probanden während der ersten Tiefschlafphase ein schwacher,
regelmäßig an- und abschwellender Strom (Frequenz: 0,75 Hz) durch das
Hirn geleitet, konnten sie sich am Folgetag besser an zuvor gelernte
Wortpaare erinnern als nach einem Schlaf ohne Stromzufuhr. Mit Strom
erhöhte sich ihre Gedächtnisleistung um etwa 13 Prozent, ohne Strom
nur um rund 5 Prozent. "Der verstärkende Effekt ist auch deshalb so
beeindruckend, weil Medizinstudenten ohnehin über eine recht gute
Merkfähigkeit verfügen", sagt Professor Jan Born, Leiter des
Instituts für Neuroendokrinologie, gegenüber GEO WISSEN.
Die elektrischen Ströme aus der Elektrodenkappe drangen bei den
Testpersonen bis in die Neuronen des Großhirns vor. Dort steigerte
der Strom die natürliche Schwingung der Hirnwellen und
synchronisierte sie. Auf diese Weise wurde der Tiefschlaf zu einer
Art Supertiefschlaf verstärkt - und gleichzeitig die
Gedächtnisleistung erhöht. "Hinterher fühlten sich die Probanden
sogar besser ausgeschlafen als nach einer normalen Nacht", sagt
Professor Jan Born, der seit Jahren das "Lernen im Schlaf" erforscht.
An eine kommerzielle Nutzung ist derzeit nicht gedacht. Das aktuelle Forschungsergebnis ist jedoch ein weiterer Beleg für Studienergebnisse vergangener Jahre: Demnach lässt das schlafende Hirn, ohne das der Mensch es bemerkt, die Geschehnisse des Tages Revue passieren, sortiert die Eindrücke des Tages und festigt die Erinnerung.
Quelle: Pressemitteilung GEO WISSEN