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Betonzelt soll Obdachlose schützen

Archivmeldung vom 17.03.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Nach Naturkatastrophen brauchen häufig Tausende Menschen dringend ein neues Zuhause. Ein von britischen Forschern entwickeltes Zelt mit betonverstärkter Leinwand verspricht optimalen Schutz für wenig Geld. Zum Aufbau genügt Wasser und eine Luftpumpe.

Die Eierschale gilt unter Statikern als ein wahres Wunderwerk. Die relativ dünne Kalkschicht verbindet höchste Stabilität mit minimalem Gewicht. Zwei Industriedesign-Studenten am Londoner Royal College of Art nahmen sich die Eierschale zum Vorbild, als sie das Konzept eines Betonzeltes entwickelten.

William Crawford und Peter Brewin benutzen Zement, den sie gleichmäßig auf eine Zeltleinwand aufbringen. Das zusammengefaltete Zelt steckt in einer wasserdichten Verpackung, die vor dem Aufbau, etwa in Krisenregionen, mit Wasser aufgefüllt wird.

Die Größe der Verpackung stellt sicher, dass das Verhältnis von Wasser und Zement stimmt. Anschließend wird das Zelt aufgepumpt - es entsteht eine Kuppel. Nach etwa zwölf Stunden ist das Material ausgehärtet, und das Betonzelt kann benutzt werden.

Für ihre Idee bekamen Crawford und Brewin bereits einen Preis der britischen Cement Association. Jetzt interessieren sich auch Hilfsorganisationen für das stabile Kuppelzelt. "Wenn sie schon verfügbar wären, würde ich sofort zehn Stück kaufen", sagte Monica Castellarnau, die Leiterin des Uganda-Teams von Ärzte ohne Grenzen gegenüber dem Magazin "Wired".

Ein Zeltpaket wiegt 230 Kilogramm und kann leicht mit dem Flugzeug transportiert werden. Aufgebaut ist es 16 Quadratmeter groß. Der Preis soll bei knapp 2000 Euro liegen, ein herkömmliches Zelt gleicher Größe kostet die Hälfte. Allerdings bieten Zeltbahnen aus Stoff weniger Schutz gegen Wind und Wetter. Alternativ einsetzbare Container eignen sich kaum für einen massenhaften Einsatz in Katastrophengebieten - zum einen, weil der Transport zu aufwendig ist, und zum anderen, weil sie zu teuer sind.

Die betonverstärkte Leinwand kombiniert die Vorteile von Zelten und festen Unterkünften auf intelligente Weise. "Das Zelt kann auch steril ausgeliefert werden", sagte Entwickler Crawford gegenüber "Wired". Dies erlaube bisher unmögliche Einsätze von Chirurgen vor Ort vom ersten Tag an.

Die beiden Studenten hoffen, dass ihre Hartschalenzelte schon bald industriell produziert werden können. Derzeit sind sie auf der Suche nach Geldgebern.

Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,346908,00.html

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