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Forscher wollen 3.500 Jahre altes Parfum wieder auferstehen lassen

Archivmeldung vom 16.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
In den Röntgenaufnahmen kann man eindeutig die eingetrockneten Reste einer Flüssigkeit erkennen. Bild: (c) Frank Luerweg, Universität Bonn
In den Röntgenaufnahmen kann man eindeutig die eingetrockneten Reste einer Flüssigkeit erkennen. Bild: (c) Frank Luerweg, Universität Bonn

Auch die alten Ägypter begeisterten sich schon für wohlriechende Düfte. Das beweisen Parfumfläschchen aus dieser Zeit. Das Ägyptische Museum der Universität Bonn zeigt in seiner Dauerausstellung ein besonders gut erhaltenes Exemplar.

Der 3.500 Jahre alte Flakon trägt eine Aufschrift mit dem Namen seiner Besitzerin, der Pharaonin Hatschepsut. Bild: (c) Ägyptisches Museum, Universität Bonn
Der 3.500 Jahre alte Flakon trägt eine Aufschrift mit dem Namen seiner Besitzerin, der Pharaonin Hatschepsut. Bild: (c) Ägyptisches Museum, Universität Bonn

Bonner Wissenschaftler haben den 3.500 Jahre alten Flakon nun im Computertomographen durchleuchtet. Dabei wurden die eingetrockneten Reste einer Flüssigkeit sichtbar, die die Forscher jetzt weiter analysieren wollen. Vielleicht gelingt es ihnen sogar, den Duft zu rekonstruieren - eine Weltsensation. Die Pharaonin Hatschepsut war eine machtbewusste Frau: Sie übernahm um 1479 vor Christus die ägyptischen Regierungsgeschäfte. Eigentlich sollte sie nur ihren damals dreijährigen Stiefsohn Thutmosis III. vertreten, bis dieser alt genug gewesen wäre, das Amt zu übernehmen. Doch aus der Interims-Regentschaft wurden 20 Jahre. "Sie hat Thutmosis systematisch von der Macht fern gehalten", erklärt der Kurator des Ägyptischen Museums der Uni Bonn Michael Höveler-Müller.

Auch Hatschepsuts Parfüm ist vermutlich eine Demonstration ihrer Macht. "Wir halten es für wahrscheinlich, dass es als einen Bestandteil Weihrauch enthielt - den Duft der Götter", sagt Michael Höveler-Müller. Diese Idee kommt nicht von ungefähr: Man weiß, dass Hatschepsut während ihrer Regentschaft eine Expedition nach Punt unternahm - das heutige Eritrea. Die Ägypter importierten aus Punt schon seit dem dritten Jahrtausend vor Christus Kostbarkeiten wie Ebenholz, Elfenbein, Gold und eben Weihrauch. Die Expedition brachte von der Reise anscheinend ganze Weihrauchpflanzen mit, die Hatschepsut in der Nähe ihres Totentempels anpflanzen ließ.

Weltpremiere mit interessantem Ergebnis

Der filigrane Flakon, den die Bonner Forscher nun untersuchen, trägt eine Aufschrift mit dem Namen der Pharaonin. Er stammt also wahrscheinlich aus ihrem Besitz. Der Behälter ist ungewöhnlich gut erhalten. "Daher erschien es uns lohnend, ihn in der Radiologie des Uniklinikums durchleuchten zu lassen", erklärt Höveler-Müller. "Das hat vor uns meines Wissens noch niemand gemacht."

Auf diese Weltpremiere wird nun wohl noch eine weitere folgen: "In den Röntgenaufnahmen kann man eindeutig die eingetrockneten Reste einer Flüssigkeit erkennen", erläutert der Museums-Kurator. "Unsere Pharmazeuten werden diesen Bodensatz nun chemisch analysieren." In gut einem Jahr könnten die Ergebnisse vorliegen. Im Erfolgsfalle wollen die Bonner Forscher das Parfum dann sogar "nachbauen". 3.500 Jahre nach dem Tode der Frau, aus deren Besitz es stammt, könnte der Duft also wieder auferstehen.

Hatschepsut starb im Jahr 1457 vor Christus. Nach Analyse der ihr zugeschriebenen Mumie scheint die Herrscherin am Ende ihres Lebens zwischen 45- und 60-jährig, übergewichtig, zucker- und krebskrank gewesen zu sein. Außerdem litt sie an Osteoporose und Arthritis. Sie wurde offensichtlich aus Sicherheitsgründen im Grab ihrer Amme beigesetzt. Im Jahr 1903, mehr als 3.300 Jahre später, stieß der berühmte Ägyptologe Howard Carter auf die beiden Mumien. Es sollte aber noch einmal über 100 Jahre dauern, bis der Leichnam der Pharaonin mittels DNA- und Zahnanalysen 2007 identifiziert werden konnte. Thutmosis III. scheint seiner Stiefmutter übrigens kaum eine Träne nachgeweint zu haben: Er ließ während seiner Regierungszeit alle Abbildungen zerstören, die sie als Herrscherin zeigten und derer er habhaft werden konnte.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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