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Fertigstellung der ISS in greifbarer Nähe

Archivmeldung vom 29.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Nachdem 1998 das erste Bauteil der ISS ins Weltall gebracht wurde, werden im kommenden Jahr die letzten Elemente angekoppelt.

Fünf US-Shuttles sowie vier bemannte «Sojus»-Kapseln und fünf automatische «Progress»-Transporter der Russen sorgen dafür, dass das größte Technologieprojekt der Menschheitsgeschichte zügig seiner für 2010 vorgesehenen Vollendung entgegengeht. Ab Ende Mai 2009 werden zudem die Stammbesatzungen, die jeweils ein halbes Jahr in der ISS arbeiten, auf sechs Mitglieder verdoppelt, sodass das wissenschaftliche Potenzial der Station weitaus besser genutzt werden kann. Beim ersten kosmischen Sextett ist auch der belgische ESA-Astronaut Frank de Winne mit dabei. Er wird außerdem als erster Westeuropäer das Kommando über die Station übernehmen.

Schon im Februar bringt die Raumfähre «Discovery» das vierte und letzte Sonnensegel zur ISS. Damit ist das «Kraftwerk» der Station komplett, sodass auch ausreichend Energie für die vielen Forschungsapparaturen im europäischen Wissenschaftslabor «Columbus» und im japanischen KIBO-Modul zur Verfügung steht, die im Frühjahr 2008 angedockt haben. Im Mai folgt dann die «Endeavour» mit einer japanischen Experimentierplattform. Nach zwei weiteren Versorgungsflügen hievt derselbe Shuttle dann im Dezember mit dem Verbindungsmodul «Node 3» und der Aussichtsplattform «Cupola» die letzten beiden schwergewichtigen ISS-Elemente auf die Umlaufbahn.

Die Russen beginnen ihre bemanntes Programm 2009 im März. Dann fliegen ihr Kosmonaut Gennadi Padalka und sein US-Kollege Michael Barratt als 19. Stammbesatzung zur ISS. Dritter Mann an Bord von «Sojus TMA-14» ist der amerikanische Weltraumtourist Charles Simonyi, der sich damit den bereits zweiten privaten Ausflug ins All leistet. Er ist allerdings auch der letzte Hobby-Astronaut, den die Russen für stattliche Millionenbeträge mitnehmen.

Denn wegen der größeren Besatzung werden künftig die raren «Sojus»-Pätze für die Profis gebraucht, zumal die Amerikaner 2010 ihre Shuttle-Flüge einstellen. Auch der erste russische Weltraumtourist fiel dem Streichprogramm zum Opfer. Für ihn fliegt nun im Oktober ein professioneller kasachischer Kosmonaut - auf der Basis eines offiziellen Regierungsabkommens und als Referenz an den unverzichtbaren Partner Kasachstan, auf dessen Territorium das russische Kosmodrom Baikonur seit dem Zerfall des Sowjetimperiums liegt.

Der Russe Roman Romanenko, de Winne und der Kanadier Robert Thirsk, die am 25. Mai starten sollen, leiten gemeinsam mit Padalka, Barrett und dem zweiten Amerikaner Timothy Kopra, der mit einem Shuttle zur ISS kommt, die Ära der Sechser-Crews ein. Damit erreicht die Besatzung der Station, deren erstes Element 1998 gestartet war, ihre geplante Sollstärke.

De Winne, der im Herbst 2002 schon einmal in der Station war, fungiert die ersten vier Monate als Bordingenieur. Dann übernimmt er für vier Wochen die Rolle des Kommandanten. Die Europäische Weltraumorganisation ESA wertet das als Ausdruck der Wertschätzung für den bedeutenden Beitrag Europas zur ISS, das mit dem «Columbus»-Modul und dem automatischen Weltraumfrachter ATV (Automated Transfer Vehicle) neben den USA und Russland zu einem gleichwertigen Partner aufgestiegen ist.

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