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Ende des Wachstums fraglich

Archivmeldung vom 06.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de
Bild: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Dass die Weltbevölkerung beim Stand von 10 Milliarden Menschen aufhört zu wachsen, wie es UNO-Prognosen für das Ende des Jahrhunderts in Aussicht stellen, ist unwahrscheinlich. Zwar könnte es tatsächlich zu einer kurzfristigen Stagnation kommen. Schon kleine Schwankungen in der Energieversorgung dürften aber dazu führen, dass die Bevölkerung erneut stark wächst. Das ergeben Modellrechnungen, die Oskar Burger am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock zusammen mit John DeLong von der Yale Universität in New Haven, USA, und Marcus Hamilton vom Santa Fe Institute in Santa Fe, USA, durchgeführt hat.

„Die Obergrenze der Vereinten Nationen ist alles andere als ein stabiles Gleichgewicht“, sagt Oskar Burger. Die Berechnungen des Forscherteams sind jetzt im Wissenschaftsmagazin „Frontiers in Ecology and the Environment“ veröffentlicht worden. Ihr Populationsmodell geht von der Beobachtung aus, dass das Bevölkerungswachstum stark vom Pro-Kopf-Energieverbrauch abhängt: Ist mehr Energie nutzbar, begünstigt dies die wirtschaftliche Entwicklung und drückt in der Folge die Geburtenraten. Sind sie rund um den Globus klein genug, hört die Weltbevölkerung auf zu wachsen. Damit bezieht das Modell eine Vergleichsgröße ein, während die Vorhersagen der UNO lediglich den seit einigen Jahrzehnten sichtbaren Trend sinkender Geburtenziffern für kommende Zeiten fortschreiben, dafür aber keinen Mechanismus angeben.

„Bei 10 Milliarden Menschen ist tatsächlich eine Stagnation erreichbar“, sagt Oskar Burger. „Die Bevölkerungsgröße bleibt aber nur auf diesem Niveau, wenn weiterhin ständig genügend Energie pro Kopf zur Verfügung steht.“ Das sei jedoch kaum zu erwarten. „Seit 1960 ist die Bevölkerung stärker gewachsen als die weltweit nutzbare Energiemenge“, sagt Burger. Im Mittel sei darum die pro Person bereitstehende Energie gesunken. Diese Entwicklung halte nach wie vor an.

Stagnation möglich, aber nicht von Dauer

„In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung damit von einem stabilen Gleichgewicht sogar noch entfernt“, sagt der Max-Planck-Forscher. Komme es tatsächlich zu einem Stillstand des Wachstums, ohne dass es genügend Energiezufuhr gebe, reichten schon kleinste Veränderungen bei den Ressourcen oder im Verhalten der Gesellschaften, um eine Abweichung auszulösen, die sich sofort verstärke.

„Unser Modell des Bevölkerungswachstums ist noch recht einfach“, sagt Oskar Burger. Es soll weder die existierenden UNO-Projektionen ersetzen, noch selbst konkrete Voraussagen machen. Aber es ist ein Ausgangspunkt, um mehr kausale Dynamik in Bevölkerungsmodelle einzubauen, indem in einem ersten Schritt die fundamentale Abhängigkeit von der Energie berücksichtigt wird. Nun müsse mehr darüber herausgefunden werden, wie die Energie im Detail auf die Bevölkerungsgröße wirke, sagt Burger.

Bevölkerungsmodelle müssen auf kausalen Faktoren basieren

Auch falls sich der Zusammenhang von Energie und Bevölkerungswachstum ändere, sei die Stabilität des 10-Milliarden-Niveaus nicht gewährleistet, betont Burger. „Der große Nachteil der UNO-Berechnungen ist, dass Stabilitätsanalysen für ein Nullwachstums prinzipiell unmöglich sind.“ Denn für eine solche Analyse reiche es nicht, wenn die Bevölkerungsgröße einfach nur von der Zeit abhängt – ohne weitere kausale Begründung. Nötig sei stattdessen ein echtes dynamisches Modell der globalen Population, in dem die Bevölkerungsgröße mindestens vom Energieverbrauch bestimmt wird, aber auch von weiteren dynamischen Größen wie den natürlichen Ressourcen, der Wirtschaft, Kultur und von politischen Einflüssen. Erst dann lasse sich sagen, ob es für die Menschheit tatsächlich eine dauerhafte Wachstumsgrenze gebe und wie sie sich ansteuern lasse.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. (idw)

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