Klonforscher Hwang: Fälschung aus Profitgier?
Archivmeldung vom 10.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer südkoreanische Klonforscher Woo-Suk Hwang hat bei der Weltpatentbehörde (WIPO) in Genf zahlreiche Patente auf seine angeblichen Erfindungen angemeldet. Aus einer aktuellen Recherche der Münchner Initiative "Kein Patent auf Leben!" für Greenpeace geht hervor, dass Hwangs Patentanträge neben dem Klonen von menschlichen Embryonen auch Patentierungen von Klon-Tieren wie Hunden, Tigern und Kühen umfassen.
Insgesamt konnten 14 Anmeldungen identifiziert
werden, in denen Hwang als Erfinder genannt wird. Die letzte
Anmeldung, an der Hwang beteiligt ist, wurde im Juli 2005
veröffentlicht (WO 2005/063972). Sie beschreibt das Herstellen
menschlicher Embryonen und das Züchten von Stammzellen durch
Übertragung von Zellkernen. Das Verfahren ist auch Grundlage für
Hwangs jetzt umstrittenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die
Universität von Seoul hat heute ihren Abschlussbericht zu den
gefälschten Stammzellendaten des Südkoreaners vorlegen.
Inzwischen wird Hwangs ehemaliger US-Partner Gerald Schatten von
der Universität Pittsburgh verdächtigt, von Hwang entwickelte
Methoden als eigene Patente angemeldet zu haben. "Hinter dem Betrug
des südkoreanischen Forschers verbirgt sich auch ein Wettlauf um
Patentrechte", sagt Patentexperte Christoph Then von Greenpeace. "Die
Patentämter heizen die Konkurrenz um die Verwertbarkeit menschlichen
Lebens an. Es besteht der Verdacht, dass menschliche Embryonen hier
vor allem aus wirtschaftlichen Motiven geklont wurden."
Laut Registrierung bei der Weltpatentbehörde soll das Patent WO
2005/063972 auch an das Europäische Patentamt (EPA) in München
weitergeleitet werden. Angesichts der schweren Fälschungsvorwürfe an
Hwang ist es fraglich, ob das Patent erteilt wird. Grundsätzlich
erwägt das EPA jedoch, Patente zur Züchtung embryonaler Stammzellen
zuzulassen.
Nachdem im Jahr 2002 aufgrund eines Einspruch von Greenpeace das
so genannte Edinburgh-Patent (Patent auf embryonale Stammzellen)
widerrufen wurde hat das EPA im November 2005 in dieser Sache die
hausinterne "Große Beschwerdekammer" angerufen. Das Gremium soll
jetzt prüfen, ob Patente auf menschliche Embryonen und Zellen aus
Embryonen in Zukunft doch erlaubt werden sollen. Eine Entscheidung
wird für 2007 erwartet. Eine Überprüfung der Entscheidung des EPA
durch ein unabhängiges europäisches Gericht ist nicht möglich.
Derzeit werden vom EPA routinemäßig Patente auf menschliche Gene
und menschliches Gewebe vergeben. Zum Teil werden auch ganze Organe,
Ei- und Samenzellen patentiert. Greenpeace fordert, dass klare
ethische Grenzen im Patentrecht gesetzt und Patente auf Lebewesen und
Gene verboten werden.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.