Kräftiger Schub für die europäische Radioastronomie
Archivmeldung vom 06.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas europäische Radioastronomie-Netzwerk "RadioNet" wird in den Jahren 2012 bis 2015 von der Europäischen Kommission mit einem Beitrag von 9,5 Millionen Euro zur Finanzierung des "RadioNet3"-Programms gefördert. RadioNet3 markiert einen großen Schritt vorwärts zum Anschub neuer Aktivitäten in Forschung und Entwicklung der bestehenden radioastronomischen Einrichtungen im Verbund mit den Radioteleskopen der Zukunft (ALMA, SKA). Das MPIfR in Bonn hat die Leitung des RadioNet3-Konsortiums mit insgesamt 27 Partnerinstituten übernommen. Das Konsortium umfasst alle größeren radioastronomischen Einrichtungen in Europa sowie Partnerinstitute in Südkorea, Australien und Südafrika.
Das wichtigste Ziel von RadioNet3 ist die Optimierung des Einsatzes von 18 modernen radioastronomischen Forschungseinrichtungen in Europa, wie z.B. dem Radio-Observatorium Effelsberg mit dem 100-m-Radioteleskop (Abb. 2). Sie ermöglichen den Zugang zum kompletten Frequenzspektrum der Radioastronomie, vom bisher wenig erforschten Bereich der Dekameterwellen-Astronomie durch LOFAR, das "Low Frequency Array", bis hin zum Submillimeterwellenbereich, der von Teleskopen in Hawaii (JCMT), Frankreich/Spanien (IRAM) und Chile (APEX/ALMA) abgedeckt wird. RadioNet ermöglicht den Zugang zu einer Reihe von Forschungseinrichtungen, die als europäische Pfadfinderprojekte für das "Square Kilometre Array" (SKA) fungieren, darunter das "European VLBI Network" (EVN) mit neuer Ausstattung zur Datenerfassung in Echtzeit, e-MERLIN in Großbritannien, die Multibeam-Aufrüstung des Westerbork-Interferometers in den Niederlanden sowie das bereits genannte LOFAR. Außerdem spielt RadioNet3 eine wichtige Rolle beim Zugang von europäischen Wissenschaftlern zu zwei Vorläuferprojekten für das SKA, nämlich ASKAP und MeerCAT (zur Zeit in Australien bzw. Südafrika im Bau).
Die Netzwerk-Aktivitäten von RadioNet3 werden den Weg des wissenschaftlichen Fortschritts in Europa voranbringen und verändern. Sie werden ein natürliches Forum bilden für die Entwicklung europaweiter Kollaborationen, für den Austausch von Ideen und Ergebnissen sowie für die Mobilisierung der Wissenschaftler selbst. Diese Entwicklung ist vor allem bedeutsam für das Aufkommen neuer Forschungsmöglichkeiten durch das SKA und die damit verbundenen Pfadfinder-Projekte.
Mit dem Forschungsprogramm von RadioNet3 wird Forschung und Entwicklung in den beteiligten Einrichtungen gezielt unterstützt. Dabei werden neue Techniken entstehen, die einen noch effizienteren Einsatz der jeweiligen Teleskope ermöglichen. Diese Entwicklungen tragen wesentlich dazu bei, wettbewerbsfähige Forschungsmöglichkeiten in den radioastronomischen Einrichtungen Europas zu bieten.
"Unser Ziel ist der Aufbau einer langfristigen Strategie für die Organisation der europäischen Radioastronomie", sagt Anton Zensus, Direktor am MPIfR und Koordinator des RadioNet3-Projekts. "Wir werden sicherstellen, dass die Ergebnisse für alle interessierten Wissenschaftler verfügbar sind. Damit sollte eine neue Generation von Wissenschaftlern und Ingenieuren gut vorbereitet sein für die Radioteleskope der Zukunft."
Quelle: Max-Planck-Institut für Radioastronomie (idw)