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Physiker: "Nacktscanner sind sinnlos"

Archivmeldung vom 15.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Nacktscanner-Bild: Gefährliche Substanzen nicht zuverlassig zu finden. Bild: TSA
Nacktscanner-Bild: Gefährliche Substanzen nicht zuverlassig zu finden. Bild: TSA

Die umstrittenen Nacktscanner an Flughäfen sind sinnlos. Denn mit Röntgenstrahlung arbeitende Rückstreuungsscanner sind mit vergleichsweise großen, dünnen Objekten einfach zu täuschen, wie Forscher an der University of California, San Francisco ermittelt haben. Somit wäre es ein Leichtes, verheerende Mengen an Plastiksprengstoff durch eines der Geräte zu schleusen. "Die Backscatter-'Hightech' würde ein Drittel Kilogramm Nitropenta übersehen, das bei einer kompetenten Abtastung sicher auffällt", warnen die Physiker Leon Kaufman und Joseph Carlson im Journal of Transportation Security.

"Die vorliegende Studie bestätigt einen Kritikpunkt, den die Piratenpartei Deutschland seit dem ersten Aufkommen der Diskussion über die Einführung von 'Nacktscannern' bemängelt", erklärt Daniel Flachshaar, Beisitzer im Bundesvorstand der Piratenpartei http://piratenpartei.de, gegenüber pressetext. Hinzu kommt der aus Piratenpartei-Sicht untragbare Eingriff in die Privatsphäre. "In Deutschland sollten schnellstmöglich alle Versuche gestoppt werden, die Nacktscanner flächendeckend einzuführen", fordert er daher.

Anatomische Verwechslung

Zwar bestätigen die Physiker, dass Rückstreuungsscanner relativ massive Gegenstände gut nachweisen können, wenn diese eher nahe der Körpermitte versteckt sind - das wäre Beispielsweise eine Waffe hinten im Gürtel. Befinde sich ein Objekt aber an der Körperseite, wird es problematisch. Die Forscher verweisen auf das bekannte Nacktscanner-Beispielbild der Transportation Security Administration (TSA) http://www.tsa.gov. Die Pistole links an der Hüfte der Frau sei nur durch den Schatten am Arm gut zu sehen, warnen die Forscher. Eigentlich sollten die Arme bei einem Scan aber gehoben sein.

Noch problematischer ist es, wenn ein Fremdkörper relativ geringer Dicke großflächig getragen wird. Eine am Abdomen befestigte zentimeterdicke Lage von 15 bis 20 Zentimetern Durchmesser mit abgeschrägten Rändern " wäre für diese Technologie ironischerweise aufgrund des großen Volumens unsichtbar, weil sie leicht mit normaler Anatomie verwechselt wird", so die Physiker. 40 Gramm Nitropenta, die für einen verheerenden Anschlag ausreichen sollen, wären demnach als 1,25 Millimeter dicke Lage praktisch nicht nachweisbar. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Scanner eine deutlich höhere Strahlungsdosis nutzen.

Nur der Mensch als Alternative

"Die Scanner stellen einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Fluggäste dar, da sie Details wie einen künstlichen Darmausgang oder Körperschmuck nicht verschleiern", betont Flachshaar. Zudem verweist er darauf, dass Nackscanner Bilder auch speichern und verschicken können. Zwar bezieht sich die kalifornische Untersuchung nur auf Röntgen-Rückstreuungsscanner. "Die diversen Kritikpunkte lassen sich auch durch die technologisch höher entwickelten Terahertz-Scanner nicht beseitigen", ist der Piratenpartei-Sprecher aber überzeugt.

"Der einzige Weg, um die Flugsicherheit zu erhöhen, ist der Einsatz von gut ausgestattetem und durch ausreichende Bezahlung motiviertem Flughafenpersonal, das in Zusammenarbeit mit der Polizei an schlüssigen Sicherheitskonzepten arbeitet und diese umsetzt", meint Flachshaar abschließend.

Quelle: pressetext.redaktion Thomas Pichler

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