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Am Puls der Feuchtgebiete

Archivmeldung vom 23.06.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Das dreieckige Linyanti-Feuchtgebiet liegt in Namibia an der Grenze zu Botswana. Die Ländergrenzen sind rot dargestellt.
Quelle: Bild: Tobias Landmann (idw)
Das dreieckige Linyanti-Feuchtgebiet liegt in Namibia an der Grenze zu Botswana. Die Ländergrenzen sind rot dargestellt. Quelle: Bild: Tobias Landmann (idw)

Viele Feuchtgebiete auf der Erde lassen sich geographisch nur schwer beschreiben und langfristig beobachten. Der Grund: Sie führen mal mehr, mal weniger Wasser. Wissenschaftler der Uni Würzburg stellen jetzt eine neue Methode vor, mit der sich die Dynamik von Feuchtgebieten erstmals messen lässt.

Intensität der Veränderungen im Linyanti-Feuchtgebiet von 2001 bis 2010 (kumulativ, links) sowie die Richtung der Veränderung (rechts). Diese wird mit einem Farb-Kreis interpretiert: Die Farbe türkis zeigt an, dass das Feuchtgebiet in dieser Zeit immer grüner und feuchter geworden ist.
Quelle: Bild: Tobias Landmann (idw)
Intensität der Veränderungen im Linyanti-Feuchtgebiet von 2001 bis 2010 (kumulativ, links) sowie die Richtung der Veränderung (rechts). Diese wird mit einem Farb-Kreis interpretiert: Die Farbe türkis zeigt an, dass das Feuchtgebiet in dieser Zeit immer grüner und feuchter geworden ist. Quelle: Bild: Tobias Landmann (idw)

Feuchtgebiete wie das Okavango-Delta im südlichen Afrika besitzen wichtige ökologische und wirtschaftliche Funktionen. Sie bieten vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, haben aber auch Vorteile für den Menschen. Denn oft sind sie das einzige größere Wasserreservoir in ansonsten trockenen Landschaften. Außerdem ziehen sie Touristen an und tragen auch damit zum Lebensunterhalt der Einwohner bei.

Wandel der Feuchtgebiete erfassen

Wie wirkt sich der Klimawandel auf solche Feuchtgebiete in Afrika aus? Dieser Kontinent soll durch die globalen Veränderungen heißer und trockener werden, so die Prognosen. Das könnte die Feuchtgebiete in ihrer Funktion als Wasserspeicher noch wichtiger machen. Es könnte sie aber auch komplett trockenlegen.

„Man müsste den ‚Puls‘ der Feuchtgebiete kontinuierlich messen können, um den Wandel zu beobachten und eventuell Gegenmaßnahmen zu treffen“, sagt Dr. Tobias Landmann von der Universität Würzburg. Eine solche Pulsmessung hat der Geograph mit seinen Kollegen Christian Hüttich, Matthias Schramm und Stefan Dech nun erstmals möglich gemacht. Das Fachblatt „Remote Sensing Letters“ stellt die Methode der Wissenschaftler in seiner aktuellen Ausgabe vor.

Am Puls des Linyanti-Feuchtgebiets

Als Studienobjekt wählten die Forscher das Linyanti-Feuchtgebiet. Es ist etwa 40 auf 60 Kilometer groß und liegt im Osten von Namibia an der Grenze zu Botswana, mitten in der trockenen Savanne. Gespeist wird es vom Fluss Kwando. Der mündet im Linyanti-Gebiet in eine große Geländewanne, so dass dort eine beachtliche Fluss- und Seenlandschaft entsteht.

Wie kann man den „Puls“ des Linyanti-Gebiets kontinuierlich messen? Landmann und seinen Kollegen ist das mit Bilddaten des NASA-Satelliten MODIS gelungen. Der hat in den Jahren 2001 bis 2010 von dem afrikanischen Feuchtgebiet fast täglich gut aufgelöste Bilder geliefert. Aus ihnen lassen sich das Ausmaß der Überflutung und die Vitalität der Vegetation ersehen – genau das sind die Faktoren, für die sich die Forscher interessieren. Denn sie wollen wissen: Wie feucht und wie grün war Linyanti in dieser Zeit, welche Schwankungen gab es im Jahresverlauf, welche im Vergleich zwischen den einzelnen Jahren?

Intensität und Richtung der Veränderungen berechnet

Aus den Satellitendaten haben die Würzburger Wissenschaftler mit der so genannten Vektorenmethode die Intensität und die Richtung der Veränderungen berechnet. In manchen Jahren wurde das Linyanti-Gebiet demzufolge trockener, in anderen wieder feuchter. Insgesamt gesehen ist das Gebiet von 2001 bis 2010 jedoch deutlich feuchter geworden.

„Das erlaubt aber keine fundierte Aussage über den Klimawandel, weil der Zeitraum von nur zehn Jahren dafür viel zu klein ist“, so Landmann. Hierfür seien wesentlich längere Zeitreihen nötig. Solche langfristigen Messungen lassen sich nun erstmals für die Feuchtgebiete der Erde in Angriff nehmen: dank der üppig vorhandenen Satellitendaten und dank der neuen Methode aus Würzburg.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg (idw)

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