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Wikipedia: Differenzen fördern Qualität

Archivmeldung vom 08.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Michael Ramey, unsplash.com
Bild: Michael Ramey, unsplash.com

Eine Zusammenarbeit von Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten liefert ein qualitativ besseres Ergebnis als eine Kooperation zwischen Gleichgesinnten. Zu diesem Schluss kommen Forscher der University of Chicago nach einer Analyse von über 200.000 Einträgen der Online-Enzyklopädie Wikipedia, die als Vorzeigeprojekt für kollaboratives Arbeiten gilt. So fördert die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen nicht nur die Diversität, sondern auch das Niveau und den Wert des Endprodukts - das soll übrigens auch in der Offline-Welt gelten.

"Ausgewogenere Sicht der Dinge"

"Unsere Studie sagt nicht, dass wir alle gut miteinander auskommen müssen", sagt James Evans, Professor für Soziologie und Leiter des Knowledge Labs an der University of Chicago. "Wenn wir andere politische Standpunkte vertreten, bedeutet das, dass wir unterschiedliche Perspektiven zu einem Thema mitbringen. Wenn es uns dann möglich ist, trotzdem zusammenzuarbeiten, können wir tatsächlich etwas Besseres erschaffen, das eine deutlich komplettere und ausgewogenere Sicht der Dinge erlaubt", resümiert der Experte.

Im Fall von Plattformen wie Wikipedia, die auf die Kooperation unterschiedlichster Personen setzen, müsste man allerdings sehr genau darauf achten, dass es ein klares Regelwerk für die Teamarbeit gibt. "Wikipedia funktioniert, weil sich die Leute in der gesamten Community auf bestimmte Regeln und Empfehlungen verlassen können. Wenn das nicht so wäre, würde die ganze Sache Gefahr laufen, eine vergiftete Atmosphäre zu haben, in der es nur noch kürzere Unterhaltungen, weniger Zusammenarbeit und eine niedrigere Qualität der Inhalte gibt", so Evans.

Über 600.000 Autoren erfasst

Für ihre Studie haben der Wissenschaftler und seine Kollegen zunächst mehr als 600.000 Wikipedia-Autoren unter die Lupe genommen. In einer detailgenauen Analyse untersuchten sie alle von den betreffenden Usern erstellten Seiten in der Online-Enzyklopädie und ordneten diese einer bestimmten politischen Orientierung - liberal oder konservativ - zu. Anschließend wurde erfasst, wie sich diese Ideologien in Bezug auf die Kooperation auf insgesamt 232.000 Einträge auswirkten und welche Autorengruppen dabei besonders polarisiert waren.

"Als wir dann die Messungen zur Polarisierung mit der sechsstufigen Wikipedia-eigenen Qualitätsskala für Artikel verglichen, zeigte sich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der unterschiedlichen politischen Meinungen und einer höheren Qualität der Inhalte besteht", schildert Evans. Interessanterweise sei das nicht nur bei politischen Themen so, sondern auch bei sozialen oder wissenschaftlichen. "Obwohl diese Ergebnisse bei Wikipedia gefunden wurden, gehen wir davon aus, dass das auch für andere Kollaborationsprojekte in der Offline-Welt gültig ist", ergänzt der Forscher.

Quelle: www.pressetext.com/Markus Steiner

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