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Lampenfieber: Nicht bei Turnierpferden, sehr wohl aber bei Reitern

Archivmeldung vom 21.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Show-Programm in Saumur (F)
Quelle: Foto: Vetmeduni Vienna/J. Aurich (idw)
Show-Programm in Saumur (F) Quelle: Foto: Vetmeduni Vienna/J. Aurich (idw)

Wie reagieren Pferde, wenn sie ein Schauprogramm vor Publikum zeigen? Offenbar völlig anders als ihre Reiter. Ein Team von der Vetmeduni Vienna weist in einer neuen Studie nach, dass Reiter deutlich mehr Stress erleben, wenn sie bei einer öffentlichen Vorführung auftreten. Die Pferde haben jedoch gleich viel Stress, egal ob im Training oder vor Publikum. Diese völlig unerwarteten Ergebnisse wurden soeben in der Zeitschrift „The Veterinary Journal“ veröffentlicht.

Reiter übertragen bei Pferdesportevents ihr Lampenfieber nicht auf ihre Pferde. Das ist das überraschende Ergebnis einer neuen Studie von Mareike von Lewinski aus dem Forschungsteam um Christine Aurich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni Vienna). „Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass der Stress der Reiter sich auf ihre Pferde überträgt, doch diese Annahme scheint falsch gewesen zu sein“, sagt Aurich zu den völlig unerwarteten Ergebnissen.

Stresshormon und Herzschlag

Seit längerem ist bekannt, dass Pferde messbar Stress zeigen, wenn sie geritten werden. Das Stressniveau ihrer Reiter fand bisher aber noch keine Beachtung. Besonders im Pferdesport ist die enge Interaktion zwischen Pferd und Reiter von entscheidender Bedeutung. Mareike von Lewinski, Mitarbeiterin im Team von Christine Aurich am Graf Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften im deutschen Neustadt (Dosse), hat jetzt untersucht, wie sehr sich im Pferdesport der Stress der Reiter auf ihre Pferde überträgt. Gemeinsam mit Kollegen von der Ecole Nationale d’Equitation im französischen Saumur analysierte sie die Mengen an Stresshormonen im Speichel von Ross und Reiter und deren Pulsraten, sowohl nach dem Training, als auch nach einem öffentlichen Vorführung mit über 1.000 Zuschauern.

Deutliches Lampenfieber bei Reitern

Übereinstimmend mit früheren Untersuchungen konnten die Forschenden auch in ihrer neuen Studie sowohl bei den Pferden als auch bei den Reitern Stresssymptome beobachten: höhere Konzentrationen von Kortisol im Speichel und stärker schwankende Herzschlagraten. Die Reiter zeigten jedoch zudem deutlich höhere Anzeichen von Stress, wenn Zuschauer dabei waren. Das bestätigte zunächst die Annahme, dass die Teilnahme an Pferdeveranstaltungen Lampenfieber auslöst, auch bei erfahrenen Reitern.

Gleich viel Stress bei Pferden

Anders als ihre Reiter schienen die Pferde von der Anwesenheit des Publikums aber kaum beeinflusst zu sein. Ihre Stressreaktion bei der Präsentation des Schauprogramms war grundsätzlich unabhängig davon, ob Zuschauer dabei waren oder nicht. Anders gesagt, Pferd und Reiter reagieren völlig anders auf den Druck, der durch eine Vorführung vor Publikum entsteht: Pferde leiden offenbar nicht unter dem erhöhten Stressniveau ihrer Reiter. Aurich relativiert die Studienergebnisse jedoch: „Unsere Ergebnisse können nicht verallgemeinert und beispielsweise auf unerfahrene Reiter übertragen werden, die möglicherweise ihre Pferde in für sie belastenden Situationen weniger effektiv beruhigen können.“

Der Artikel “Cortisol release, heart rate and heart rate variability in the horse and its rider: Different responses to training and performance” der Autoren Mareike von Lewinski, Sophie Biau, Regina Erber, Natascha Ille, Jörg Aurich, Jean-Michel Faure, Erich Möstl und Christine Aurich wurde soeben in der Zeitschrift “The Veterinary Journal” veröffentlicht. Die Arbeit zur Studie wurde am Graf Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, einer gemeinsamen Forschungsinstitution der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der Stiftung Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse, D), sowie an der Ecole Nationale d’Equitation in Saumur (F) geleistet.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien (idw)

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