Halbzeit bei den Verfüllmaßnahmen zur Gefahrenabwehr in Morsleben
Archivmeldung vom 25.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Meilenstein in Morsleben ist erreicht: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat die Hälfte der derzeit laufenden bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahmen im Endlager für radioaktive Abfälle Morsleben (ERAM) erfolgreich abgeschlossen. Jetzt sind rund 375.000 Kubikmeter von etwa 730.000 Kubikmetern Hohlraumvolumen verfüllt.
"Die am stärksten beanspruchten Bereiche sind verfüllt, wir liegen im Zeitplan",
erklärte Florian Emrich, Sprecher des BfS, heute in Salzgitter. Bis 2009 sollen
insgesamt 23 Hohlräume im Zentralteil, in denen keine radioaktiven Abfälle
lagern, verfüllt werden. Der Bund wird voraussichtlich etwa 150 Millionen Euro
in die seit Oktober 2003 laufenden bergbaulichen Gefahrenabwehrmaßnahmen
investieren.
Die bergbaulichen Maßnahmen sind keine Maßnahmen zur
geplanten Stilllegung und endgültigen Verschließung des Endlagers, die das BfS
beantragt hat und die derzeit von der zuständigen Genehmigungsbehörde geprüft
werden. Emrich: "Die derzeit laufenden Arbeiten dienen der langfristigen
Sicherung des über die Jahrzehnte besonders beanspruchten Zentralteils des
ERAM".
Aufsichtsbehörden und BfS bewerten regelmäßig die Sicherheit des
ERAM. Das BfS als Betreiber und das Landesamt für Geologie und Bergwesen (LAGB)
des Landes Sachsen-Anhalt als zuständige Bergaufsichtsbehörde waren gemeinsam zu
der Auffassung gekommen, dass in mehreren Bereichen des Zentralteils des ERAM,
in denen keine radioaktiven Abfälle lagern, eine Gefahr für die Standsicherheit
vorliegt. Sie hängt damit zusammen, dass das Endlager in Morsleben von der
damaligen DDR in einem für andere Zwecke betriebenen Bergwerk eingerichtet
wurde. Modellrechnungen ermittelten Schäden im Salzgestein in unmittelbarer
Umgebung der Abbaue, durch die Wasser in die Hohlräume eindringen könnte. Ohne
bergbauliche Gefahrenabwehr könnten sich bislang lokal begrenzte Schäden des
Salzgebirges auf noch nicht betroffene Bereiche ausweiten und einen geordneten
sicheren Verschluss der radioaktiven Abfälle gefährden. Da das derzeit laufende
atomrechtliche Stilllegungsverfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird,
hatte das BfS beschlossen, frühzeitig zu handeln und unverzüglich die Maßnahmen
zur bergbaulichen Gefahrenabwehr beantragt.
Diese Maßnahmen sollen durch
gezieltes Einbringen von Salzbeton in einzelne ausgewählte Bereiche im
Zentralteil für zusätzliche Stabilität sorgen und die Barrierefunktion des
Salzes verbessern. Nach dem Einfüllen härtet der Spezialbeton aus und bildet mit
dem Salzgebirge ein Traggewölbe, das die aus dem umgebenden Gestein entstehenden
Lasten tragen soll.
Zur Historie:
Das ehemalige Kali- und
Steinsalzbergwerk in Morsleben war bislang das einzige Endlager für radioaktive
Abfälle, das in Deutschland nach dem Atomgesetz betrieben wurde. Ausgewählt und
genehmigt von den zuständigen DDR-Behörden, ging die Zuständigkeit nach der
Wiedervereinigung auf den Bund über. 1998 wurde die Einlagerung in Morsleben
nach einem Gerichtsentscheid ausgesetzt, im April 2001 erklärte das BfS, die
Einlagerung nicht wieder aufzunehmen. Bis 1998 wurden etwa 37.000 Kubikmeter
schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Morsleben eingelagert. Derzeit läuft
das atomrechtliche Verfahren zur Stilllegung des ERAM. Im September 2005 hat das
BfS die Planunterlagen zur Öffentlichkeitsbeteiligung für die endgültige
Schließung des Endlagers dem Umweltministerium Sachsen-Anhalt als zuständiger
Genehmigungsbehörde übergeben. Die eigentliche Stilllegung des Endlagers wird
nach dem Vorliegen des Planfeststellungsbeschlusses voraussichtlich 15 Jahre
dauern.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.