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Wasserversorgung auf Nanobasis für Überschwemmungsgebiete

Archivmeldung vom 23.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild:  Universität Kassel
Bild: Universität Kassel

Die Flutkatastrophe in Pakistan hat unzählige Menschen nicht nur um ihr Hab und Gut gebracht. Nach Schätzungen von UNICEF Pakistan sind in dem asiatischen Land derzeit mehrere Millionen Menschen ohne sauberes Trinkwasser. Kasseler Forscher haben eine tragbare Wasseraufbereitungsanlage entwickelt, mit der im Notfall auch Dörfer versorgt werden können, die komplett von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Hilfsorganisationen setzen bei Naturkatastrophen vor allem auf große mobile Anlagen, die pro Tag gewaltige Mengen Trinkwasser aufbereiten können. Für die Versorgung großer Flüchtlingslager ist diese Strategie von Vorteil. Bei der Versorgung entlegener oder durch eine Überschwemmung isolierter Ortschaften stößt sie dagegen an Grenzen.

„Wir haben uns Gedanken gemacht, wie Gegenden versorgt werden können, zu denen keine passierbare Straße mehr führt, in denen es weder Strom noch Treibstoff gibt, die für den Betrieb einer konventionellen Aufbereitungsanlage nötig sind", erklärt Prof. Dr. Franz-Bernd Frechen vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der Universität Kassel. Die Lösung fanden die Forscher mit Hilfe der Nanotechnologie. Sie entwickelten eine rucksackgroße Wasseraufbereitungsanlage, deren Herzstück ein Modul mit Membranen ist. Die Membrane verfügen über mikroskopisch kleine Öffnungen in Nanogröße, die Wassermoleküle durchlassen, Bakterien und Parasiten aber wirksam aus dem Wasser herausfiltern. Das schützt vor Erkrankungen wie Cholera, Durchfall etc., speziell bei Kindern Ursache einer hohen Sterblichkeit.

„Diese Technik ist einfach und wirksam", betont Frechen: „Ein Gerät kann mehrere hundert Menschen mit sauberem Wasser versorgen." Im Dauerbetrieb ist der Wasserrucksack in der Lage, pro Tag 1.200 Liter Wasser zu filtern. Die Kasseler Umweltingenieure haben in den vergangenen Monaten mehrere Prototypen gebaut, die im Frühjahr bereits im Erdbebengebiet in Chile erfolgreich getestet wurden. Da der Wasserrucksack nur rund 20 Kilogramm wiegt, kann er von Trägern oder von Lasttieren selbst in Dörfer transportiert werden, zu denen keine Straßen mehr existieren. Auch das Absetzen vom Hubschrauber aus ist möglich. Der Hubschrauber muss nicht einmal landen.

Die Experten der Universität schätzen, dass die tragbare Aufbereitungsanlage bei Serienfertigung für weniger als 1.000 Euro pro Stück hergestellt werden könnte. Das Projekt Wasserrucksack wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Bundeswirtschaftsministerium finanziell unterstützt.

Quelle: Universität Kassel

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