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Optische Täuschungen bei Kindern wirkungslos

Archivmeldung vom 25.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Dass der zweite Kreis größer ist, denken nur Erwachsene. Bild: Wikimedia Commons
Dass der zweite Kreis größer ist, denken nur Erwachsene. Bild: Wikimedia Commons

Kinder kommen optischen Täuschungen viel eher auf die Schliche als Erwachsene. Zumindest behaupten das schottische Forscher im Online-Journal Developmental Science.

Sie entdeckten, dass selbst zehnjährige Kinder die Umgebung eines fokussierten Objekts noch nicht wie Erwachsene wahrnehmen. Das macht sie weniger anfällig, bestimmten optischen Illusionen auf den Leim zu gehen. "Falls die visuelle Umgebung in die Irre führt, sieht ein Erwachsener die Welt weniger genau als ihm dies als Kind gelang", berichtet Studienleiter Martin Doherty von der Universität Stirling.

Die Forscher beziehen sich auf eine bestimmte optische Täuschung, die den Namen ihres Entdeckers Hermann Ebbinghaus trägt. Ihr wesentliches Merkmal sind zwei identisch große, nebeneinander abgebildete Kreise, von denen der erste von großen, der andere von kleinen weiteren Kreisen umgeben ist. Der erste Kreis erscheint für den erwachsenen Blick kleiner als der zweite, scheinbar da größere umgebende Kreise nicht nur deren Nähe zum zentralen Kreis verändern, sondern auch die Erscheinung ändern.

Fehlende Entwicklung schützt vor Trugbild

Um den Nachweis zu erbringen, zeigte Doherty 150 Kindern im Kindergarten- und Volksschulalter mehrere Bilder mit dem Ebbinghaus-Effekt und verglich die Daten mit denen von 24 Studenten. Beide Gruppen sollten von zwei abgebildeten, teils verschieden großen Kreisen den größeren bestimmen. Es zeigte sich, dass sich die meisten Erwachsenen von den Kreisen in der Umgebung irreführen ließen, was bei Sieben- bis Zehnjährigen weit seltener der Fall war. Die Vier- bis Sechsjährigen rieten hingegen eher nach dem Zufallsprinzip.

Die Forscher sehen dies als Hinweis dafür, wie sich die optische Wahrnehmung erst im Lauf der Kindheit entwickelt. "Kinder bringen die Größe von Zielobjekten weniger mit ihrem Kontext in Verbindung als dies im Erwachsenenalter der Fall ist. Sobald das Gehirn voll entwickelt ist, kann sich die Gehirnrinde kaum mehr auf einzelne Teile einer Szene konzentrieren. Damit verliert es auch die Fähigkeit, täuschende Komponenten einer optischen Illusion aufzudecken", so Doherty.

Kleineres Netzhaut-Areal als Entscheidungsgrundlage

"Bisher kennt man bereits mehrere Altersunterschiede in der optischen Wahrnehmung", bestätigt Axel Buchner vom Institut für experimentelle Psychologie der Universität Düsseldorf gegenüber pressetext. Um ein Urteil über Gesehenes zu fällen, könnten Kinder nur kleinere Areale der Netzhaut berücksichtigen als Erwachsene. "Von Säuglingen ist etwa bekannt, dass Objekte nicht zu klein, nicht zu groß und von bestimmter Schärfe sein müssen, um als solche erkannt zu werden", so der Psychologe. 

Quelle: pressetext.deutschland (Johannes Pernsteiner)

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