Per Luftschiff zum Nordpol
Archivmeldung vom 05.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErstmalig wollen Wissenschaftler im Jahr 2008 ein kontinuierliches Profil der Eisdicken von der kanadischen Küste über den Nordpol hinweg bis zur sibirischen Arktis erstellen. Kern des Projekts ist die Überquerung des Nordpols mit einem Zeppelin.
Das Luftschiff wird mit einer elektromagnetischen Sonde bestückt, die vom
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, einem der 15
Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, entwickelt wurde. Das spektakuläre
Projekt des französischen Arztes Jean-Louis Etienne wird vom französischen
Ölkonzern Total finanziert und am 5. April in Berlin vorgestellt.
Hintergrund
Die eisbedeckte Fläche im Arktischen Ozean nimmt stark
ab. Dieser Rückgang im Norden steht im Gegensatz zur Meereisbedeckung in der
Antarktis, die sogar leicht zunimmt. "Über die regionale Verteilung der Eisdicke
in Arktis und Antarktis und ihre zeitliche Veränderung ist fast nichts bekannt",
erläutert Dr. Christian Haas, Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut. "Dies
liegt an den großen methodischen Schwierigkeiten, die Dicke der nur wenige Meter
mächtigen Eisschollen zu messen und an den schwierigen logistischen Bedingungen,
um in die zentrale Arktis vorzustoßen." Die Entwicklung der Eisbedeckung in den
Polarmeeren gehört zu den Schlüsselfragen der Klimaforschung und zählt damit zu
den zentralen Forschungsthemen im Internationalen Polarjahr 2007/2008.
Ein elektromagnetischer Vogel über der Arktis
Das
Alfred-Wegener-Institut führt als einziges Forschungsinstitut weltweit seit 1991
sporadische Eisdickenmessungen in der hohen Arktis zwischen Spitzbergen, dem
Nordpol, und der kanadischen Küste durch. Mit Hilfe des privat organisierten,
französischen PoleAirship-Projekts kann die Forschung nun einen großen Schritt
vorankommen. Denn der Arzt und Forschungsreisende Jean-Louis Etienne wird mit
finanzieller Unterstützung des französischen Ölkonzerns Total die einmalige
Möglichkeit bieten, die Arktis mit einem Luftschiff zu überqueren. Dabei kann
das vom Alfred-Wegener-Institut entwickelte Eisdickenmessgerät, auch "EM-Bird"
genannt, erstmals kontinuierliche, großräumige Eisdickendaten aus der gesamten
Arktis gewinnen. Das Luftschiff soll im April 2008 von Spitzbergen via Nordpol
zur kanadischen Küste und dann weiter nach Alaska fliegen und dabei die
wesentlichen Meereisgebiete der Arktis vermessen. Somit wird ein wichtiger
Datensatz gewonnen, der Vergleiche mit älteren Messungen erlaubt und als
Referenz für zukünftige Kampagnen dienen kann. Nach Abschluss der Expedition
wird somit erstmalig ein kontinuierliches Eisdickenprofil von der kanadischen
Küste über den Nordpol hinweg bis in die sibirische Arktis vorliegen. Die
PoleAirship-Mission ist dabei auch im Kontext des seit Dezember 2005 laufenden
EU-Großprojektes DAMOCLES (Developing Arctic Modelling and Observing
Capabilities for Long-term Environmental Studies) zu sehen, in dem 44
wissenschaftliche Institutionen aus 10 europäischen Ländern umfangreiche
Untersuchungen der Atmosphäre, des Meereises und des Ozeans vornehmen.
Im April 2007 wird das PoleAirship-Projekt bereits ohne Luftschiff zum
Nordpol aufbrechen, um einen ersten Referenzdatensatz mit Hubschrauberhilfe zu
gewinnen und um die Genauigkeit des Messverfahrens zu überprüfen. Dabei werden
Taucher und ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug eingesetzt, um Vergleiche
der elektromagnetisch gemessenen mit der tatsächlichen Dicke der bis zu 50 Meter
mächtigen Presseisrücken durchführen zu können. Das Team wird in Zelten auf dem
Eis leben und durch Flugzeuge aus der Luft versorgt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.