Nanodraht macht Rattenherz zum Generator
Archivmeldung vom 08.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher am Georgia Institute of Technology (Georgia Tech) haben Ratten piezoelektrische Nanodrähte implantiert. Bei diesem Experiment ist es gelungen, mithilfe der Atembewegung oder des Herzschlags eines Nagetiers Strom zu erzeugen. Dabei sind es die winzigen Verformungen des Drahts durch die körperinterne Bewegung, die ihn zum Nanogenerator machen.
Dass diese Form der Stromerzeugung
tatsächlich in einem Lebewesen funktioniert, könnte medizinische
Anwendungen ermöglichen, berichtet Technology Review. Denn das Ziel der
Wissenschaftler ist letztendlich, allein mit solchen Nanogeneratoren die
Stromversorgung beispielsweise von implantierten Blutdruck- oder
Blutzuckermessgeräten zu sichern.
Winzige Ströme
Das Team von Zhong Lin Wang, Professor für Materialwissenschaften am Georgia Tech, hatte 2008 Nanogeneratoren aus Zinkoxid-Drähten entwickelt. Solche Nanodrähte wurden nun in Ratten verpflanzt, um die piezoelektrische Stromerzeugung im lebenden Körper in der Praxis zu testen. Ein Nanodraht am Zwerchfell hat dabei durch die Atembewegung einen Strom von vier Pikoampere bei zwei Millivolt Spannung erzeugt.
Mit einem Draht am attenherz wurden 30 Pikoampere bei drei Millivolt
erreicht, was für die praktische Anwendung freilich noch zu wenig ist.
Denn Nanosensoren zur Blutdrucküberwachung oder der Suche nach
Krebs-Biomarkern würden etwa ein Mikrowatt Leistung benötigen. Das ist
gut zehn Mio. mal mehr, als der einzelne Draht geliefert hat. Allerdings
haben die Forscher bereits einen Generator entwickelt, der mit
hunderten Drähten immerhin 0,12 Mikrowatt liefert.
Gängiger Ansatz
"Unser langfristiges Ziel ist es, Nanogeräte für den medizinischen Bereich zu entwickeln, die sich selbst mit Strom versorgen", betont Wang. Dabei auf Piezoelektrik, die Stromerzeugung durch mechanische Verformung, zu setzen, ist ein gängiger Ansatz. Dieser wird auch von anderen Forscherteams verfolgt, wobei teils Materialien zum Einsatz kommen, die leistungsfähiger als Zinkoxid erscheinen. So haben Wissenschaftler an der Princeton University Blei-Zirkonat-Titanat (PZT) mit einer körperverträglichen Gummimischung verbunden.
Dem Princeton-Teamleiter Michael McAlpine zufolge ist PZT zehn mal effektiver darin, mechanische Verformungen in Strom umzuwandeln als Zinkoxid. Allerdings hat PZT den Nachteil, dass es aufgrund des Bleigehalts sicher in bioverträgliche Materialien eingebettet werde muss, wenn es für Implantate genutzt werden soll. Jedenfalls ist McAlpine vom Forschungserfolg des Wang-Teams beeindruckt. Allerdings betont der Princeton-Professor, dass beide Teams für die praktische Anwendung noch deutliche Fortschritte bei der erzeugten Leistung impantierbarer Generatoren machen müssen.
Quelle: pressetext.austria Thomas Pichler